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Smartphones, Computer und das Internet prägen heute unser Leben in einem Ausmaß, das vor wenigen Jahrzehnten kaum vorstellbar war – beruflich wie privat. Die ständige Vernetzung macht unseren Alltag leichter Doch der Preis für ständige Erreichbarkeit und digitale Dauerpräsenz ist hoch: Stress, Konzentrationsprobleme und physische Beschwerden wie der „Handy-Nacken“ sind nur einige der Auswirkungen. In diesem Beitrag erfahren Sie, wie digitale Resilienz und bewusster Digital Detox nicht nur dabei helfen können, den Umgang mit digitalen Medien gesünder zu gestalten, sondern auch wie Sie dies in Ihrem Unternehmen umsetzen können!
Digitale Resilienz – was steckt dahinter?
Digitale Resilienz ist die Fähigkeit, einen achtsamen und bewussten Umgang mit der digitalen Welt zu entwickeln, ohne sich davon überwältigen zu lassen. Das bedeutet nicht nur, die eigenen digitalen Gewohnheiten zu überdenken, sondern auch Strategien zu entwickeln, um mit den vielfältigen Herausforderungen umzugehen, die Smartphones und Co. mit sich bringen. In einer Welt, die von Informationsflut und dem Drang nach permanenter Erreichbarkeit geprägt ist, hilft digitale Resilienz, die Kontrolle zurückzugewinnen und gesunde Grenzen zu setzen.
Der Alltag im digitalen Netz
Freitagmorgen, 6:30 Uhr – der Wecker auf dem Smartphone klingelt. Bevor wir überhaupt aus dem Bett steigen, haben wir schon Nachrichten und E-Mails gecheckt. Beim Frühstück läuft ein Podcast, und die Fahrt ins Büro oder der Gang ins Homeoffice wird von Benachrichtigungen und Terminerinnerungen begleitet. Ein typischer Tag, in dem das Digitale omnipräsent ist – praktisch und oft unverzichtbar, aber auch voller Ablenkungen und Anforderungen.
Smartphones und digitale Medien haben eine starke Sogwirkung, die schnell zur Überforderung führen kann. Durchschnittlich entsperren wir unsere Handys 80-mal täglich, also alle zwölf Minuten. So „zersplittert“ unsere Konzentration regelmäßig. Das kostet langfristig Energie und beeinträchtigt die Produktivität. Studien zeigen zudem, dass beim regelmäßigen Nutzen von sozialen Medien das sogenannte FOMO-Gefühl („Fear of Missing Out“) entsteht, also die Angst, etwas Wichtiges zu verpassen. Das kommt nicht von Ungefähr: Die Mechanismen hinter Likes und Benachrichtigungen aktivieren Belohnungszentren im Gehirn – ähnlich wie bei gutem Essen oder Glücksspiel. Die Folge ist, dass die digitale Welt oft schwer loszulassen ist und uns fast unmerklich in ein Gefühl ständiger Rastlosigkeit zieht. Wie Sie sicher aus eigener Erfahrung bemerkt haben, trifft dies alle Schichten der Gesellschaft und ist somit auch im jedem Unternehmen anzutreffen.
Digitale Vergiftung – die Schattenseite der Vernetzung
Bereits der mittelalterliche Arzt Paracelsus wusste: „Die Dosis macht das Gift.“ Auch digitale Technologien können bei Übermaß zur Belastung werden. Ständige Bildschirmzeiten und das Gebeugtsein über das Smartphone haben physische Folgen, wie der „Handy-Nacken“. Die geneigte Haltung des Kopfes sorgt für Verspannung, die Rücken und Nacken stark beansprucht. Diese Gewichtsbelastung führt zu muskulären Problemen, die auf Dauer chronisch werden können.
Aber auch psychische Auswirkungen wie leichte Reizbarkeit, Konzentrationsmangel und digitale Erschöpfung sind häufige Begleiter der digitalen Überlastung. Digitale Resilienz kann diese negativen Auswirkungen minimieren, indem wir lernen, bewusster mit der Technik umzugehen und Pausen fest in unseren Alltag zu integrieren. So lernen wir, uns wieder auf das Wesentliche zu fokussieren, sind leistungsbereiter und zielorientierter.
Digital Detox – bewusst abschalten und regenerieren
Digital Detox – der gezielte Verzicht auf digitale Medien – hilft, das Gleichgewicht zurückzugewinnen. Es wirkt wie eine Art „Fastenkur“ für den Geist: Für eine gewisse Zeit auf die digitalen Geräte zu verzichten, kann das Wohlbefinden steigern, den Kopf frei machen und die Konzentration verbessern. Doch ähnlich wie beim Fasten fällt es vielen schwer, sich konsequent an die „digitale Entgiftung“ zu halten. Eine Studie des Bitkom-Forschungsinstituts zeigt, dass fast jede*r zweite Befragte im Corona-Jahr 2020 den Versuch einer digitalen Pause nicht durchgehalten hat.
Das zeigt: Die Notwendigkeit für Pausen ist bekannt, aber ihre Umsetzung im Alltag bleibt herausfordernd. Bewusstes Digital Detox etwa könnte bedeuten, feste Handy-freie Zeiten am Tag einzuplanen, Benachrichtigungen auszuschalten oder soziale Medien nur zu bestimmten Zeiten zu nutzen. Im Unternehmen schlägt sich dies oft mit Handy-Verboten am Arbeitsplatz nieder, führt aber meist zu mehr heimlicher Nutzung. Besser ist hier in der Regel ein offener Umgang mit dem Thema: „Das Handy steht euch zwar jederzeit zur Verfügung, sollte aber nur für Notfälle gedacht sein.“
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Ein Geschenk an uns selbst – Tipps für digitale Resilienz und bewusste Mediennutzung
Die Weihnachtszeit bietet hier eine ideale Gelegenheit, um die eigene digitale Balance zu überdenken und sich im Unternehmen – aber vielleicht auch gemeinsam mit der Familie – auf eine Entschleunigung einzulassen.
Hier ein paar Anregungen:
Anregung 1: Digitales Fasten – eine Weile gar nicht
Zum Einstieg in einen bewussteren Umgang mit den digitalen Medien oder auch zum regelmäßigen Ausstieg aus Gewohnheiten bietet sich das digitale Fasten an. Sie verzichten eine gewisse Zeit lang komplett auf Digitales. Im Arbeitsalltag ist dies schwierig, da Mails, Videokonferenzen oder browserbasierte Software für viele zum Job gehören. Wie also wär‘s mit einem handy- und internetfreien (Kurz-)Urlaub?
Wem dieser Schritt zu groß ist, folgt dem Prinzip des Intervallfastens. Legen Sie für sich handy- und internetfreie Zeiten und/oder Orte fest. Die Regel kann zum Beispiel lauten: „Kein Handy oder Tablet beim Essen, vor dem Aufstehen oder nach 21 Uhr.“ Sie wissen sicher am besten, wann und wo sie gerne „blind“ zu den Geräten greifen und konsumieren. Diese Zeiten sind wie überflüssige Kalorien. Einmal erkannt, ist es nicht so schwer, sie zu vermeiden.
Wichtig: Schalten Sie Handy, Tablet oder Laptop vor der Pause komplett aus. Das senkt das Risiko „mal schnell“ draufzuschauen.
Anregung 2: 48 Stunden Schweigen – eine bewusste Pause für Geist und Seele
Zwei volle Tage schweigen – das hört sich nach einer wahnsinnig langen Zeit an, ist aber eine wunderbare Möglichkeit, den digitalen Detox zu vertiefen und noch eine Stufe weiterzugehen.
Genau das hat ein Teil des stg-Teams vor einigen Wochen in Form eines Schweige-Retreats ausprobiert. Durch das bewusste Schweigen kommt der Geist auf besondere Weise zur Ruhe. Schließlich fallen nicht nur die digitalen Ablenkungen weg, auch die Kommunikation in der realen Welt pausiert. Diese Erfahrung kann dabei helfen, einen neuen Zugang zu innerer Stille zu finden und nachfolgend den Alltag bewusster und achtsamer wahrzunehmen. Gerade in Kombination mit einem digitalen Detox bietet ein Schweigeretreat die Chance, sich von der ständigen Reizüberflutung zu erholen und das innere Gleichgewicht zu stärken.
Wer nicht die Kapazität hat, mehrere Tage zu schweigen, kann auch mit bewussten Schweigestunden beginnen oder einen freien Tag bewusst allein verbringen, z.B. in der Natur. Ein langer Spaziergang in der Natur, ohne Ablenkung und Gespräche von außen, kann ein wunderbarer erster Schritt sein, um sich dem Schweigen zu nähern.
Unser Sitzkreis zum Meditieren beim gemeinsamen Schweigeretreat.
Anregung 3: Digitaldiät – 4 Tipps für Digital Detox
Für manche passt der Alles-oder-nichts-Ansatz nicht. Hier geht‘s eher um das gezielte Reduzieren. Weniger Digitales im Alltag lässt sich mit konkreten Maßnahmen und einer guten Portion Selbstdisziplin erreichen.
Zum Beispiel so:
Tipp 1: Umfeld einbeziehen
Digitale Kommunikation ist ihrem Wesen nach schnell. Das heißt allerdings nicht, dass sie immer und überall eine prompte Reaktion erfordert. Wenn Sie Ihre digitalen Gewohnheiten ändern möchten – ob beruflich oder privat –, sagen Sie es den Kolleg:innen oder Freunden. Das erklärt und entlastet. Wer weiß, vielleicht inspirieren Sie ja die eine oder den anderen damit.
Tipp 2: Analoge Alternative
Zugegeben, ein großer Charme des Handys liegt in seiner Schweizer-Taschenmesser-Natur. Eines für alles. Das ist ebenso praktisch wie einengend. Irgendwann geht’s nicht mehr ohne Handy, und das in nahezu allen Lebensbereichen. Drehen Sie den Spieß um: Stellen Sie wieder einen Wecker auf Ihren Nachttisch. Verbannen Sie das Handy aus dem Schlafzimmer. So schlagen Sie mehrere Fliegen mit einer Klappe. Keine Ablenkung abends und morgens, kein störendes Display-Licht und wahrscheinlich schlafen Sie besser.
Tipp 3: Abschalten, was ablenkt
Push-Nachrichten und neue Mitteilungen verlangen hör- und sichtbar nach Aufmerksamkeit. Sie versetzen uns in dauerhafte Alarmbereitschaft und wecken unsere Neugier. Schalten Sie die entsprechenden Funktionen stumm oder deaktivieren Sie sie. Dann entscheiden Sie freier, wann Sie die Neuigkeiten von Freunden, Nachrichtendiensten oder anderen Quellen lesen wollen. Ebenfalls hilfreich: weniger Apps, mehr Browser. Ist Letzterer geschlossen, fällt auch die Ablenkung weg.
Tipp 4: Grau in grau
Ein verblüffend einfacher Trick, um Smartphone und Tablet optisch zu verändern, ist das Aktivieren des Graustufen-Modus. Ein schwarzweißer Bildschirm liefert dem Gehirn weniger visuelle Reize und senkt zugleich die Attraktivität des visuellen Angebots. Das Scrollen durch Fotos, Videos und Nachrichten verliert deutlich an Reiz. Digitale Gewohnheiten – auf Dauer anders Wer abnimmt und sein neues Gewicht dauerhaft halten will, muss seine Ernährungsgewohnheiten umstellen. Es braucht ein neues Normal, sonst droht der Jo-Jo-Effekt. Das gilt auch für den Umgang mit digitalen Medien. Insofern kann „Digital Detox“ sinnvolle (Anfangs-)Impulse setzen. Langfristig jedoch bedarf es einer „Digital Balance“, beruflich wie privat.
Tipp 5: Gemeinsames Fasten
Es ist zwar schon hilfreich, das Umfeld darüber zu informieren, dass man sich ein wenig aus der digitalen Welt zurückzieht, noch besser ist es aber natürlich, wenn man mit der Herausforderung nicht alleine ist. Zuhause können Partner und Familie durch Mitmachen unterstützen, doch auch in der Arbeitswelt lässt sich digitales Fasten leicht umsetzen. Schlagen Sie Ihren Mitarbeitenden doch mal beim gemeinsamen Essen in der Mittagspause auch eine Pause vom Smartphone vor!
Jeder legt während des Essens das Smartphone in die Mitte des Tischs, wer sein Handy vor der vereinbarten Zeit in die Hand nimmt, backt vielleicht einen Kuchen fürs Team oder bringt in der Vorweihnachtszeit Plätzchen mit ins Büro! Sie werden merken, nach anfänglicher Nervosität gewöhnt man sich wieder sehr schnell an die neue Situation und es entspinnen sich so manche hilfreiche Gespräche. Ob hierbei Probleme im Betrieb besprochen werden oder man sich privat näher kennenlernt, Digital Detox ist immer auch ein wertvoller Tipp für jedes Unternehmen!
Digitales Fasten: Unser Fazit
Digitale Resilienz ist ein entscheidender Schritt, um in der modernen, vernetzten Welt gesund zu bleiben. Sie hilft uns, die Vorteile digitaler Medien zu genießen, ohne sich davon vereinnahmen zu lassen. Ob durch Digital Detox oder das Setzen klarer digitaler Grenzen – die eigene Balance zu finden lohnt sich, denn sie schenkt uns mehr Klarheit, Ruhe und Lebensqualität.
Quellen:
https://www.zeit.de/kultur/2018-12/digital-detox-achtsamkeit-smartphone-nutzung-gehirn/seite-2 ; https://www.bitkom.org/Presse/Presseinformation/Digital-Detox-faellt-waehrend-Corona-besonders-schwer