Wenn der Arbeitsplatz zum Angriffsraum wird – Mobbing erkennen und handeln 

Ein abfälliger Kommentar hier, ein spöttischer Witz dort – oft beginnt Mobbing am Arbeitsplatz schleichend und unauffällig. Doch die Folgen sind gravierend: Betroffene fühlen sich krank, entmutigt und isoliert. Im schlimmsten Fall kündigen sie.  Damit es gar nicht so weit kommt, ist aufmerksames und präventives Handeln gefragt. Doch ab wann sprechen wir tatsächlich von Mobbing? Wie unterscheidet es sich von alltäglichen Konflikten? Und vor allem: Was können Führungskräfte und HR tun, um Betroffene im Unternehmen zu unterstützen und die Resilienz der Belegschaft zu fördern?  


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Definition: Was ist Mobbing?  

Mobbing beschreibt ein bewusstes, gezieltes und wiederholtes Schikanieren, bei dem eine oder mehrere Personen systematisch gegen eine andere Person vorgehen. Die Angriffe erfolgen mit der klaren Absicht, die Betroffenen psychisch unter Druck zu setzen, zu isolieren oder auszugrenzen.  

Ein entscheidendes Merkmal von Mobbing ist dabei die Regelmäßigkeit und Dauer der Angriffe. Es handelt sich nicht um einzelne Konflikte, sondern um ein systematisches Vorgehen, das sich über einen Zeitraum von mehreren Monaten erstreckt. Eine solche Dynamik wirkt sich nicht nur auf die betroffene Person aus, sondern belastet auch die gesamte Teamdynamik und kann die Arbeitszufriedenheit des Teams erheblich beeinträchtigen.  

Typische Mobbinghandlungen: Fünf häufige Beispiele

Mobbing zeigt sich in vielen Facetten, doch einige Handlungen treten besonders häufig auf und belasten die Betroffenen nachhaltig: 

  1. Ständige unberechtigte Kritik: 
    Die Arbeit wird fortwährend kritisiert – unabhängig von der tatsächlichen Leistung. Ziel ist es, die betroffene Person zu verunsichern und in ihrer Kompetenz infrage zu stellen.  
  2. Kontaktverweigerung und Isolation: 
    Betroffene werden gezielt ausgegrenzt – durch soziale oder räumliche Isolation, sodass sie „wie Luft“ behandelt werden.  
  3. Verbreitung von Gerüchten und Verleumdung: 
    Lügen und üble Nachrede werden verbreitet, um den Ruf der Person zu schädigen und sie im Team oder Unternehmen lächerlich zu machen. 
  4. Zuweisung sinnloser oder herabwürdigender Aufgaben: 
    Arbeiten werden absichtlich so verteilt, dass sie entweder keinen Sinn ergeben oder weit unter dem Qualifikationsniveau liegen. 
  5. Androhung von körperlicher Gewalt: 
    Es werden Drohungen ausgesprochen oder sogar körperliche Übergriffe durchgeführt, um Angst und Einschüchterung zu erzeugen. 

Diese Beispiele verdeutlichen: Mobbinghandlungen reichen von subtiler Ausgrenzung bis hin zu offen aggressiven Angriffen. Sie treffen die Betroffenen beruflich wie privat und stellen nicht selten eine große Belastung für die Resilienz der gesamten Belegschaft dar.

Mobbing: Ein unterschätztes Problem mit weitreichenden Folgen 

Mobbing am Arbeitsplatz ist kein Einzelfall: Schätzungen zufolge sind in Deutschland rund 1,5 Millionen Menschen im Job von Mobbing betroffen – das entspricht etwa 11 Prozent der Beschäftigten. Die tatsächlichen Zahlen dürften sogar noch höher liegen, denn Angst, Scham oder Unsicherheit hindern viele daran, ihre Erfahrungen offen zu teilen. 

Dabei macht Mobbing vor keiner Branche, keinem Beruf und keiner Hierarchieebene halt. Es kann von Vorgesetzten, von gleichgestellten Kolleg:innen oder von Mitarbeitenden in untergeordneten Positionen ausgehen.  

Die Folgen für die Betroffenen sind gravierend: Schlaflosigkeit, Konzentrationsstörungen, Erschöpfung und depressive Verstimmungen sind nur einige der auftretenden Symptome. Solche Belastungen beeinträchtigen nicht nur die psychische Gesundheit der Betroffenen, sondern auch die Arbeitszufriedenheit und die Kommunikation im Team. 

Doch die Auswirkungen beschränken sich nicht nur auf die betroffene Person.Das gesamte Unternehmen leidet: Steigende Krankheitsausfälle, verminderte Produktivität und die Mehrbelastung der Teams beeinträchtigen die Arbeitsatmosphäre. Langfristig drohen Kündigungen, Rekrutierungskosten, einImageschadenundVertrauensverlust in die Organisation.  

Für Führungskräfte und HR-Verantwortliche ist das Grund genug, sich aktiv mit dem Thema auseinanderzusetzen. Schließlich geht es nicht nur darum, Betroffene zu schützen, sondern auch darum, die gesundheitsfördernde Atmosphäre und die Leistungsfähigkeit des Teams zu erhalten. 

Gefährliche Dynamiken im Team? So entlarven Sie Mobbing frühzeitig

Mobbing am Arbeitsplatz entwickelt sich oft schleichend, denn die Grenzen zwischen harmlosen Konflikten und gezieltem Mobbing sind fließend. Umso wichtiger ist es, dass Führungskräfte und HR-Verantwortliche frühzeitig erste Warnsignale erkennen und gezielt eingreifen. 

Achten Sie auf folgende Hinweise, die auf eine mögliche Mobbingsituation hindeuten können: 

  • Kippt die Stimmung? 
    Eine spürbar angespannte oder gereizte Atmosphäre im Team oder in der Abteilung kann ein erstes Alarmsignal sein. 
  • Leistungseinbrüche: 
    Sinkende Leistungen einzelner Mitarbeitender oder des gesamten Teams können auf Unzufriedenheit oder Belastungen hindeuten. 
  • Steigender Krankenstand: 
    Wenn die Fehlzeiten in einer Abteilung oder bei einer Person stark ansteigen, könnte das auf eine belastende Dynamik hinweisen, insbesondere wenn psychosomatische Beschwerden wie Stress oder Burnout auftreten. 
  • Gerüchte und Petzen: 
    Wenn Mitarbeitende zunehmend über Kolleg:innen lästern oder deren Leistungen negativ hervorheben, kann dies ein Zeichen für Spannungen oder gezielte Ausgrenzung sein.  
  • Fokus auf eine Person: 
    Beobachten Sie, ob eine bestimmte Person regelmäßig in den Mittelpunkt negativer Aufmerksamkeit gerät, beispielsweise durch Kritik, Isolation oder unangemessene Kommentare. 

Zeitnahes Handeln ist entscheidend 

Nehmen Sie solche Warnsignale ernst und reagieren Sie frühzeitig. Als Führungskraft oder HR-Verantwortliche:r liegt es in Ihrer Verantwortung, die Situation zu klären, bevor sie eskaliert. Rasches Eingreifen schützt nicht nur die betroffene Person, sondern auch die gesamte Teamdynamik.  

Doch was können Sie als HR- Verantwortliche:r oder Führungskraft gegen Mobbing tun?  

Hier ein paar Anregungen:  

  1.  Prävention durch offene Kommunikation  

Mobbing gar nicht erst entstehen zu lassen ist leichter gesagt als getan, und dennoch der wichtigste Baustein einer Anti-Mobbing-Strategie. Ein respektvolles Miteinander beginnt mit der Möglichkeit, ehrlich und ohne Angst vor Konsequenzen über Probleme sprechen zu können. Eine offene Unternehmenskultur hilft dabei, Konflikte frühzeitig zu erkennen und zu entschärfen. 

  • Was Sie tun können: Planen Sie regelmäßige Feedback-Runden oder Stimmungsbarometer in Ihrem Team. Nutzen Sie diese Gelegenheiten, um auch über das allgemeine Arbeitsklima zu sprechen. Fragen Sie gezielt nach: „Fühlen Sie sich im Team wohl?“ oder „Gibt es Themen, die Ihnen aktuell auf der Seele liegen?“

Wichtig: Wenn Sie den Eindruck haben, dass etwas nicht stimmt oder Mitarbeitende sich im Team nicht offen äußern möchten, bieten Sie vertrauliche Einzelgespräche an.

  • Übung für das Team: Lassen Sie Ihre Mitarbeitenden gemeinsam Werte definieren, die für sie ein gutes Arbeitsklima ausmachen, wie etwa Respekt, Toleranz oder Unterstützung. Hängen Sie diese Werte sichtbar im Büro auf oder integrieren Sie sie in ihr Leitbild.  

2. Setzen Sie klare Regeln gegen Mobbing 

Eine Null-Toleranz-Haltung gegenüber Mobbing zeigt, dass Ihnen ein respektvolles Arbeitsumfeld wichtig ist. Klare Regeln, Verhaltensrichtlinien und strukturierte Prozesse schaffen Orientierung und geben den Betroffenen so die wichtige Sicherheit. 

Was Sie tun können: 

  • Entwickeln Sie einen Verhaltenskodex, der Respekt und Fairness in den Mittelpunkt stellt, und machen Sie ihn für alle sichtbar, z. B als internes Dokument. Besprechen Sie diesen Kodex regelmäßig in Team-Meetings.  
  • Sensibilisieren Sie ihr Team durch interne Schulungen dafür, was Mobbing bedeutet und wie man damit umgehen und sich dagegen wehren kann.  

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  • Erstellen Sie eine Betriebsvereinbarung zum Thema Mobbing, die klare Handlungsschritte und Zuständigkeiten definiert. Benennen Sie außerdem eine Ansprechperson für Mobbingfälle, die als neutrale Stelle für Betroffene fungiert und Unterstützung bietet.

Übung für Führungskräfte: Führen Sie Rollenspiele durch, in denen typische Mobbing-Situationen simuliert werden. Ziel ist es, dass Führungskräfte lernen, solche Szenen früh zu erkennen und angemessen darauf zu reagieren. Besprechen Sie auch konkrete Fallbeispiele, um Handlungsoptionen zu erarbeiten und Sicherheit im Umgang mit dem Thema zu gewinnen. 

Mit klaren Regeln und einer zuständigen Ansprechperson zeigen Sie, dass Mobbing in Ihrem Unternehmen keinen Platz hat. Damit geben Sie allen Mitarbeitenden ein Gefühl von Sicherheit und Unterstützung. 

3. Sorgen Sie für ein anonymes Meldesystem 

Mobbing bleibt oft unentdeckt, weil Betroffene aus Angst vor Konsequenzen schweigen. Ein anonymes Meldesystem senkt die Hemmschwelle und hilft, problematisches Verhalten frühzeitig zu erkennen. 

  • Was Sie tun können: Richten Sie eine einfache und zugängliche Möglichkeit für anonyme Hinweise ein, etwa einen Briefkasten, eine Hotline oder ein digitales Tool. Kommunizieren Sie klar, wie das System funktioniert und wer die Meldungen vertraulich bearbeitet. Benennen Sie eine Ansprechperson oder ein geschultes Team, das eingehende Hinweise professionell prüft und geeignete Maßnahmen einleitet. 

Ein solches System zeigt, dass Sie das Thema ernst nehmen, und stärkt das Vertrauen Ihrer Mitarbeitenden in ein respektvolles Arbeitsumfeld.

Fazit: Gemeinsam für ein respektvolles Arbeitsklima

Mobbing am Arbeitsplatz ist ein ernstes Thema, das nicht nur die Betroffenen, sondern auch die gesamte Arbeitskultur belastet. Mit einer klaren Haltung, offenen Kommunikationswegen und präventiven Maßnahmen können Unternehmen frühzeitig gegensteuern und ein wertschätzendes Miteinander fördern. Wichtig ist, Mobbing früh zu erkennen, aktiv zu handeln und Betroffenen Sicherheit und Unterstützung zu bieten – denn ein gesundes Arbeitsklima, hohe Arbeitszufriedenheit und eine positive Teamdynamik sind die Grundlage für langfristigen Erfolg und ein starkes, zufriedenes Team. 

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Quellen:  

 https://blog.instaffo.com/arbeitnehmer/mobbing-am-arbeitsplatz-wie-sollten-fuehrungskraefte-reagieren/ 

 https://www.personio.de/hr-lexikon/mobbing/#mobbing-am-arbeitsplatz-wo-faengt-es-an 

 https://karrierebibel.de/mobbing/ 

 chatgpt  

 Bildquellen:  

 https://www.pexels.com/de-de/foto/foto-von-menschen-die-sich-gegenseitig-die-hande-beruhren-3184428/ 

 https://www.pexels.com/de-de/foto/geschaftsmann-mann-person-frau-7640829/ 

 https://www.pexels.com/de-de/foto/menschen-schild-schreibtisch-buro-7640814/ 

 

 

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