Auf Sicht: Vom Umgang mit der Ungewissheit in beruflichen Umbruchphasen 

Viele Jahre Verlässlichkeit, Routine und ein fester Rahmen – und dann, mitunter auch ohne Vorwarnung – der Jobverlust. In diesen Momenten scheint es, als würde einem der Boden unter den Füßen weggerissen. Plötzlich steht man vor einer ungewissen Zukunft, mit quälenden Fragen im Kopf: „Wer bin ich eigentlich ohne meinen Job? Wie komme ich finanziell über die Runden? Und was mache ich jetzt?“ Diese existenziellen Ängste verwandeln das Gefühl von Kontrolle und Sicherheit in ein inneres und äußeres Chaos.   

 

Aus dem Fenster schauen

Was also tun, wenn das Außen (zu) wenig Halt und Orientierung bietet? Wenn die Unsicherheit über die nächsten Schritte und die eigene berufliche Perspektive lähmend wird? In solchen Momenten ist es wichtig, die Unsicherheit nicht als Feind zu betrachten, sondern als Teil des Lebens. In diesem Artikel erfahren Sie, wie Sie trotzdem handlungsfähig bleiben.  

Vielfältige Folgen  

Die Unsicherheit nach einem Jobverlust wirkt sich auf emotionaler wie praktischer Ebene aus. Sie beeinträchtigt den ganzen Menschen. 

  • Belastende Gefühle: Die subjektiv empfundene bzw. reale Bedrohung der Unsicherheit nach einem Jobverlust ist Hochstress fürs Gehirn. Sie löst Gefühle wie Angst, Ärger/Wut, Ohnmacht oder Hilflosigkeit aus. Diese werden begleitet von belastenden und negativ gefärbten Gedanken (Katastrophendenken), die oft in endlosen Schleifen münden. Wir glauben diesen Gedanken, identifizieren uns damit und reagieren darauf, als wären sie Fakten. Das Fachwort hierfür heißt Gedankenfusion. 
  • Auswirkungen auf die Gesundheit: Hält die Unsicherheit über einen längeren Zeitraum an, kann sie auch körperliche Auswirkungen haben. Dazu zählen etwa Schlafstörungen, Kopfschmerzen, Verdauungsprobleme bis hin zu depressiven Verstimmungen.  
  • Vorschnelle Lösungen: Unser Gehirn sucht nach bekannten, Orientierung stiftenden Mustern und findet in der Situation nach einem Jobverlust keine oder zu wenige. Dabei haben wir generell ein Bedürfnis nach Abschluss von Handlungen und Ereignissen bzw. nach klaren Antworten auf unsere Fragen.  

Der Fachausdruck hierfür heißt Need for Cognitive Closure (NFCC)1. Die meisten Menschen möchten in „unfertigen“ Situationen belastende Unsicherheit und Zweideutigkeit vermeiden. Sie bevorzugen vielmehr schnelle Ergebnisse – vor allem, wenn es sie selbst betrifft. So erscheint eine vorschnelle Lösung oft besser als keine.  

Die Bewertung macht den Unterschied  

Unsicherheit ist nicht per se belastend – auch nicht nach einem Jobverlust. Ganz im Gegenteil. Die sog. „Sensation Seekers“ gehen absichtlich Risiken ein. Bei Antritt eines anspruchsvollen neuen Jobs oder wichtigen Entscheidungen im Leben, deren Wirkung (noch) nicht abzusehen ist. Wahrscheinlich haben auch diese Menschen Angst. Handlungsleitend jedoch ist diese nicht, denn insgesamt überwiegt der „kribbelige Schauer“.  

Warum ist das so? Weil sich die Aufmerksamkeit auf das Erleben und Gestalten der Situation und die Empfindungen danach richtet. So wird die Angst nicht zur Bremse, sondern zur Richtungsweiserin. Die positive Folge: Gefühle wie Stolz, Freude oder Erleichterung und entwicklungsförderliche Gedanken („Ich habe das geschafft“!). So gesehen, birgt Unsicherheit eine große Chance zum persönlichen wie beruflichen Wachstum. Und Freiheit – das steht fest – gibt es nicht ohne Unsicherheit. 

Die Fähigkeit, unter Unsicherheit Zukunft zu gestalten, ist deshalb die Kompetenz, gerade in Zeiten beruflichen Umbruchs.    

Wie also lässt sich diese Kompetenz entwickeln und stärken?


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Die große Chance  

Auf der emotionalen Ebene geht es im Kern darum, Unsicherheit als Gefühl wahrnehmen zu können, es im Körper halten und da sein lassen zu können, ohne darin zu versinken. Schenken Sie Ihrer Unsicherheit Beachtung, aber keine Bedeutung. Das Gefühl „wegmachen“ zu wollen, funktioniert nicht. Es kommt zurück, mitunter sogar stärker. Und das ist auch gut so, denn wie jedes Gefühl hat auch die Unsicherheit eine wichtige Signalfunktion: Sie macht auf ein gerade nicht erfülltes Bedürfnis aufmerksam. Im Falle der Unsicherheit liegt dieses auf der Hand – es fehlt die Sicherheit.  

Wenn die Situation nach einem Jobverlust also unsicher ist, ist es völlig angemessen, sich unsicher zu fühlen. Die Frage ist nur: Was mache ich mit dem Gefühl? Gebe ich der mitschwingenden Angst nach und den sorgenvollen Gedanken und blockiere ich mich dadurch höchstwahrscheinlich? Oder packe ich die Unsicherheit in meinen persönlichen Rucksack und mache mich mit ihr auf den Weg in die berufliche Neuorientierung? 

Stehe ich oder gehe ich?  Sie entscheiden.  

Raus aus der Ohnmacht  

Ungewissheit zu akzeptieren heißt, sich auf die aktuelle Situation zu konzentrieren und die Aufmerksamkeit auf die Dinge zu richten, die sich auch nach einem Jobverlust aktiv beeinflussen lassen.  

 

Sie fragen sich vielleicht: „Was soll denn das bringen, wenn ich nicht weiß, wie es mit mir beruflich weitergeht?“ Eine ganze Menge! Schließlich gibt auch tweilweise Kontrolle das Gefühl von Sicherheit, Handlungsfähigkeit und Selbstwirksamkeit. Und viele kleine Erfahrungen machen am Ende auch einen großen Unterschied.  

 

Denn: „Energy flows where attention goes.“ (Die Energie folgt der Aufmerksamkeit.) 

Der Körper als Anker 

Die körperliche Komponente von Emotionen ist eventuell unangenehm oder schmerzhaft. Sie ist erfahrungsgemäß aber nicht so bedrohlich und beständig wie die Gedanken selbst. Sich auf die Körperempfindungen zu konzentrieren, hilft auch beim Akzeptieren und Abschwächen von Unsicherheit.  

So geht‘s: 

  • Wo spüren Sie die Unsicherheit im Körper? Konzentrieren Sie sich auf die aktuelle Köperempfindung und nehmen Sie wahr, wie sie sich verändert. Normalerweise geht das viel schneller als erwartet. Wenn wir Gefühle da sein lassen, schwächen Sie sich bereits nach ca. 40 Sekunden ab.  
  • Richten Sie dann Ihre Aufmerksamkeit auf eine „neutrale“ oder sichere bzw. stärkende Stelle im Körper (z.B. Auflagefläche der Füße, Muskeln neben der Wirbelsäule, …) und bleiben Sie ein wenig bei dieser Stelle.  
  • Finden Sie danach einen deutlichen Abschluss der Übung, z.B. durch festes Abklopfen oder Aufstampfen mit den Füßen. 

Fazit 

In Zeiten der Unsicherheit nach einem Jobverlust ist es entscheidend, aktiv mit der eigenen emotionalen Reaktion umzugehen. Indem wir Unsicherheit als Teil des (Berufs-)Lebens akzeptieren und lernen, sie zu navigieren, können wir neue Perspektiven entwickeln und unsere Handlungsfähigkeit zurückgewinnen. Mit praktischen Übungen und einem bewussten Umgang mit unseren Gefühlen sind wir besser gerüstet, die Herausforderungen dieser Übergangsphase zu meistern und unsere berufliche Zukunft aktiv zu gestalten. 

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