Demut. Ein Wort, das eher selten in modernen Management-Büchern oder auf den Hochglanzseiten aktueller Business-Magazine auftaucht. Dennoch ist sie eine Haltung, die gerade in der heutigen Zeit an Bedeutung gewinnt. Demut bedeutet, sich selbst nicht immer in den Mittelpunkt zu stellen, dankbar zu sein und die eigene Verbundenheit mit etwas Größerem zu erkennen – sei es das Team, das Unternehmen oder die komplexen Herausforderungen, die uns umgeben.
Dieser Beitrag möchte Sie dazu inspirieren, die Kraft der Demut in Ihrer Eigenschaft als Führungspersönlichkeit zu entdecken.

Demut als Haltung: Respekt und Lernbereitschaft
Demut bedeutet nicht, sich kleinzumachen oder an Selbstwert zu verlieren. Vielmehr beschreibt sie eine Haltung der Bescheidenheit, des Respekts und der Offenheit. Menschen mit einer demütigen Einstellung …
- zeigen Wertschätzung: Sie respektieren die Stärken anderer und erkennen die eigenen Grenzen an.
- bleiben lernfähig: Sie wissen, dass Wissen und Erfolg flüchtig sind, und sind bereit, von anderen zu lernen.
- handeln selbstlos: Sie stellen das Gemeinwohl über persönliche Interessen, ohne dabei die eigene Würde oder Authentizität zu verlieren.
Gerade in schwierigen Zeiten kann Demut helfen, Herausforderungen gelassener zu meistern. Sie richtet den Fokus weg vom eigenen Ego hin auf langfristige Ziele und gemeinschaftliche Erfolge. Diese Haltung fördert nicht nur die eigene innere Stabilität, sondern schafft auch ein Klima der Offenheit und Zusammenarbeit.
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Mut zum Dienen – Ein neuer Blick auf Leadership
Interessanterweise hat der Begriff Demut eine tiefe, inspirierende sprachliche Wurzel: Im Althochdeutschen bedeutet „diomuoti“ „Mut zum Dienen“. Eine Führungskraft mit Mut zum Dienen setzt auf Servant Leadership. Das bedeutet, das eigene Handeln darauf auszurichten, das Team zu unterstützen und zu befähigen.
Eine solche Perspektive hat nichts mit Unterwürfigkeit zu tun. Wahre Demut entsteht aus einem starken Selbstbewusstsein und der Fähigkeit, den eigenen Wert einzuordnen. Das zeigt sich beispielsweise in Aussagen wie:
- „Ich bin Profi in meinem Bereich, aber nur gemeinsam mit meinem Team erreichen wir Exzellenz.“
- Oder, wie es Isaac Newton ausdrückte: „Wenn ich weiter geblickt habe, so deshalb, weil ich auf den Schultern von Riesen stehe.“
Demut wahrt die Augenhöhe – sie ist weder unterwürfig noch überheblich, sondern vielmehr ein Ausdruck von Reife und Weitblick.
Warum Demut in unserer Zeit unverzichtbar ist
unverzichtbar ist
In einer Welt, die immer schneller, komplexer und anspruchsvoller wird, ist Demut ein Gegengewicht zu Überforderung und Egoismus. Sie hilft Führungskräften, …
- ihre eigenen Stärken und Schwächen realistisch einzuschätzen,
- die Beiträge anderer anzuerkennen und wertzuschätzen,
- offen und lernbereit zu bleiben und
- Entscheidungen zu treffen, die das große Ganze im Blick behalten.
Ein demütiges Mindset lässt uns zudem Widersprüche aushalten und überbrücken, wie etwa:
- „Ich habe eine ganze Menge Wissen und weiß zugleich, dass dieses Wissen vergänglich ist.“
- „Ich leiste viel und mache die Erfahrung, dass Teams wirksamer sind.“
- „Ich habe einiges erreicht im Leben und bin mir zugleich bewusst, dass ich letztlich nichts festhalten kann.“
- „Ich hatte Glück im Leben – einfach so.“
- „Ich habe viel Schmerz erlebt und erkenne viel später, wozu dieser gut war.“
Demut verändert den Fokus – weg von kurzfristigen Machtspielen und Statussymbolen, hin zu langfristigen Veränderungen und authentischer Wirksamkeit. Das entlastet, inspiriert und fördert nachhaltigen Erfolg.
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Praktische Übungen für mehr Demut im (Führungs-)Alltag
Wie jede Haltung kann auch Demut durch gezielte Übung gestärkt werden. Hier sind drei Impulse, die Sie in Ihren Alltag integrieren können:
1. Dankbarkeitsroutine
Dankbarkeit ist eine Schwestertugend der Demut. Sie hilft, den Blick für das Positive zu schärfen – selbst in herausfordernden Situationen.
So geht’s:
- Nehmen Sie sich jeden Abend zwei Minuten Zeit, um sich zu fragen: Wofür bin ich heute dankbar?
- Notieren Sie ein bis drei Punkte und reflektieren Sie: Was war Ihr eigener Beitrag? Was verdanken Sie anderen?
- Spüren Sie bewusst nach: Wo im Körper empfinden Sie Dankbarkeit? Wie wirkt sie auf Ihre Stimmung?
Optional: Führen Sie ein Dankbarkeitstagebuch oder sammeln Sie Ihre Gedanken auf Zettelchen in einem Glas. Diese kleinen Erinnerungen können an schwierigen Tagen Kraft spenden.
2. Feedback-Dusche
Fördern Sie eine Kultur der Wertschätzung in Ihrem Team. Eine einfache, aber kraftvolle Methode ist die sogenannte Feedback-Dusche.
So funktioniert’s:
- Im Teammeeting schreibt jede Person fünf positive Feedback-Punkte über einen anderes Teammitglied auf.
- Reihum erhält jede Person 90 Sekunden lang konstruktives und wohlwollendes Feedback von den anderen. Beispiele:
- Besonders schätze ich an dir … Das macht mir das Leben leichter, weil …
- Eine deiner großen Stärken ist … Dadurch fühle ich mich in deiner Gegenwart …
- Du bist mein Vorbild in … Ich möchte das auch lernen, weil …
- Mich hat wirklich beeindruckt, dass … Dadurch habe ich gelernt, dass …
- Wichtig: Die Feedback-Empfangenden hören nur zu, ohne zu kommentieren oder sich zu rechtfertigen.
Diese Übung stärkt das gegenseitige Vertrauen und zeigt auf, wie sehr die individuellen Beiträge geschätzt werden.
3. Die kleinen Dinge wahrnehmen
Im Trubel des Alltags übersehen wir oft die kleinen Momente, die unser Leben bereichern. Demut bedeutet auch, diesen Momenten bewusst Raum zu geben.
So geht’s:
- Nehmen Sie ein A4-Blatt und teilen Sie es in dreimal 10 Felder ein. Nummerieren Sie diese Felder von 1 bis 30 und platzieren Sie das Blatt an einem gut sichtbaren Ort in Ihrer Wohnung, zum Beispiel am Kühlschrank.
- Gehen Sie mit etwas offeneren Augen als sonst durch den Alltag und versuchen Sie, Ihren Fokus immer wieder auf die (vermeintlich) kleinen Dinge des Augenblicks zu lenken. Egal, was Sie gerade machen.
- Schreiben Sie dann zu jeder Ziffer auf Ihrem Blatt jeweils ein Stichwort zum Kontext (z. B. erste Tulpe im Garten) und zu Ihrem Gefühl auf (z. B. Freude). Vielleicht merken Sie ja im Laufe des Monats, dass es leichter wird, diese Momente zu finden und Ihr Gefühl zu identifizieren.
- Am Ende der 30 Tage nehmen Sie sich etwas Zeit und lassen Sie Ihre „kleinen Momente“ und Ihre Empfindungen Revue passieren. Was macht das mit Ihnen – körperlich und seelisch?
- Wiederholen Sie die Übung, wenn Sie möchten. Oder kombinieren Sie sie mit dem Dankbarkeitsmoment aus Anregung 1.
Diese einfache Übung schärft den Blick für das Wesentliche und fördert langfristig eine positivere Lebenseinstellung.
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Fazit: Demut als Leadership-Kompetenz
Demut ist kein Zeichen von Schwäche, sondern von Stärke und innerer Größe. Eine demütige Haltung hilft Führungskräften, authentisch, reflektiert und wirkungsvoll zu handeln. Sie fördert ein Klima von Vertrauen, Respekt und Zusammenarbeit – Eigenschaften, die in unserer schnelllebigen Arbeitswelt unverzichtbar sind.
„Demut ist die Fähigkeit, auch zu den kleinsten Dingen des Lebens emporzusehen.“ (Albert Schweitzer)
Beginnen Sie noch heute damit, Demut in Ihren Alltag zu integrieren. Die positiven Effekte werden Sie überraschen – bei sich selbst, in Ihrem Team und darüber hinaus. Denn auch wenn das Wort Demut ziemlich altmodisch klingt, so ist es doch ein wichtiger Wert, der sich über Jahrtausende bewährt hat.