Wie Führungskräfte professionell mit schlechten Nachrichten und Negativität umgehen

Schlechte Nachrichten und Negativität begegnen uns im beruflichen Alltag häufig – sei es in der Zusammenarbeit mit Mitarbeitenden, in den Medien oder durch externe Einflüsse. Für Führungskräfte stellt dies eine besondere Herausforderung dar: Sie müssen einerseits Entscheidungen treffen und kommunizieren, die nicht immer positiv sind, und andererseits die eigene Resilienz stärken, um das Team durch schwierige Zeiten zu führen. Doch wie gelingt es, eine positive Haltung zu bewahren und trotz negativer Einflüsse handlungsfähig zu bleiben?

Warum wir schlechte Nachrichten stärker wahrnehmen

Ob wirtschaftliche Unsicherheiten, Rückschläge im Team oder persönliche Herausforderungen – unser Gehirn ist darauf programmiert, Negativem besondere Aufmerksamkeit zu schenken. Evolutionär betrachtet war diese Fähigkeit ein Überlebensvorteil. Heute jedoch führt dieser „Negativity Bias“ dazu, dass negative Eindrücke unser Denken stärker beeinflussen als positive – selbst bei vergleichbarer Intensität. Für Führungskräfte kann dies zu einem „Tunnelblick“ führen, der kreative Lösungen und objektive Entscheidungen erschwert.

Was sind „Negativity Bias“ (Negativitätsverzerrung)?

„Negativity Bias“ (Negativitätsverzerrung) heißt das Phänomen, bei dem sich negative Gedanken, Gefühle oder Erlebnisse psychisch stärker als neutrale oder positive auswirken – auch wenn diese in gleicher Intensität auftreten. Vielleicht kennen Sie das: Selbst leise Kritik beißt und nagt. Lob hingegen nehmen wir oft eher beiläufig an.

Eine aktuelle Studie zeigt, dass Testpersonen negative Informationen im Durchschnitt aufmerksamer und psychisch erregter verfolgen als positive. Sie werden stärker aktiviert – und das unabhängig von ihrem kulturellen Hintergrund. Interessant ist auch, dass die Versuchspersonen unter Zeitdruck eher negative, überraschende oder sensationelle Nachrichten auswählten. Leider hat dieses Phänomen Konsequenzen.


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Die Auswirkungen von Negativität auf Führungskräfte

Sorgen, Ängste oder Konflikte erzeugen Stress und reduzieren unsere kognitive Leistungsfähigkeit. Studien zeigen, dass dieser negative Stress häufig dazu führt, dass wir uns auf Probleme fixieren und den Blick für das große Ganze verlieren. Für Führungskräfte, die täglich Entscheidungen treffen und andere motivieren müssen, ist dies eine besondere Belastung.

Sieben Verhaltensmuster im Umgang mit Negativität

Wir Menschen haben unterschiedliche Ansätze, um mit negativen Situationen umzugehen. Einige Verhaltensmuster verstärken negative Gefühle, andere können uns helfen, besser mit schlechten Nachrichten und Situationen umzugehen. Hier ein Überblick:

  1. Sich als Opfer fühlen und zurückziehen
    Langfristig belastend und wenig effektiv – dieses Verhaltensmuster führt oft zu Resignation und Isolation.
  2. Empörung und Schuldzuweisungen
    Kann kurzfristig Druck abbauen, erzeugt jedoch Konflikte und belastet das Arbeitsklima.
  3. Ablenkung suchen
    Eine kurzfristige Lösung, die zwar Entlastung bringt, aber keine nachhaltigen Ergebnisse liefert.
  4. Aktiv anderen helfen
    Indem Führungskräfte sich auf Lösungen konzentrieren und Unterstützung anbieten, schaffen sie einen positiven Beitrag für das Team.
  5. Eigene Veränderung initiieren
    Veränderungsprozesse aktiv anstoßen – etwa durch Optimierung von Abläufen oder die Einführung neuer Arbeitsmethoden – kann sowohl Führungskräften als auch Teams neuen Schwung geben.
  6. Philosophische Betrachtung
    Ein Blick auf das große Ganze hilft, Abstand zu gewinnen und Herausforderungen realistischer einzuordnen.
  7. Konflikte annehmen und sich emotional distanzieren
    Führungskräfte, die negative Situationen akzeptieren und konstruktiv darauf reagieren, ohne sich emotional überwältigen zu lassen, wirken nicht nur souveräner, sondern stärken auch ihr Team.

Tipp: Überlegen Sie, welchem Verhaltensmuster Sie in der Regel folgen und wie Sie in gewissen Situationen vielleicht hätten anders reagieren können.


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Positivität fördern: Führungskräfte als Vorbild

Es gibt wertvolle Strategien, die helfen können, die eigene Resilienz zu stärken und Negativität aktiv zu managen. Wie können Sie für sich Positivität trainieren und in Ihren Führungsalltag integrieren?

  • Abendliche Reflexion: Schreiben Sie jeden Abend drei Dinge auf, die Ihnen an diesem Tag gut gelungen sind oder für die Sie dankbar sind.
  • Gezielte Perspektivwechsel: Hinterfragen Sie belastende Gedanken und überlegen Sie, welche positiven Aspekte in der Situation liegen könnten.
  • Netzwerke aktivieren: Suchen Sie Austausch mit Mitarbeitenden, um Ihre Perspektive zu erweitern und Unterstützung zu erhalten.

Lernen positiv zu denken

Angst gehört zum Leben, und das ist auch gut so. Denn ohne Angst und ihre Orientierungsfunktion könnten wir kaum überleben. Insofern hat auch der Negativitätsbias seine Berechtigung. Die gute Nachricht aber ist: Wir können entscheiden, worauf wir unsere Aufmerksamkeit richten.

Und wer hilft uns dabei? Unser Gehirn – genauer gesagt der Neocortex (Großhirnrinde). In diesem entwicklungsgeschichtlich neuesten Teil des Gehirns sitzt unsere Fähigkeit zur freien Entscheidung. Dank dieser können wir checken, was wir tun. Ganz besonders dann, wenn wir in der Negativitätsfalle sitzen.

Konkret heißt das: Die spontane Reaktion auf eine schlechte Nachricht lässt sich oft nicht beeinflussen. Alle weiteren schon. Ich kann mich entscheiden, ob ich dem ersten Impuls folge oder ganz bewusst „Stopp“ sage. Dabei geht es nicht darum, auf Teufel komm‘ raus positiv zu denken. Es geht darum, die Aufmerksamkeit zu lenken.


„Die Energie geht dahin, wo die Aufmerksamkeit ist.“
„Energy flows where attention goes.“

Milton Erickson


Indem wir uns bewusst machen, wenn der Negativitätsbias gerade aus der Mücke einen Elefanten macht, lässt sich das Erlebte anders einordnen und unserem Gehirn Entwarnung signalisieren. Denn nicht alles, was uns kurzfristig stresst, ist wirklich gefährlich.

Übungen für ein positives Führungsverhalten

Als Führungskraft beeinflussen Sie schließlich maßgeblich die Wahrnehmung und Stimmung in Ihrem Team. Ihre Fähigkeit, Negativität konstruktiv zu managen, hat direkte Auswirkungen auf die Arbeitsatmosphäre und Produktivität. Hier einige konkrete Tipps:

  1. Bewusst die Aufmerksamkeit lenken
    Der Fokus auf Lösungen und Chancen statt auf Probleme hilft, aus negativen Gedankenspiralen auszubrechen.
  2. Positive Kommunikation etablieren
    Loben Sie gezielt, auch bei kleinen Erfolgen. Positive Rückmeldungen wirken motivierend und bauen Vertrauen auf.
  3. Reflexion und Achtsamkeit üben
    Entwickeln Sie Routinen, um nach belastenden Situationen zur Ruhe zu kommen – sei es durch Journaling, Meditation oder einen Spaziergang.
  4. Team-Resilienz fördern
    Bieten Sie Ihren Mitarbeitenden Unterstützung, wie etwa in Form von Coachings oder Workshops zu Stressmanagement.

Fazit: Führungskräfte können Negativität positiv begegnen

Schlechte Nachrichten und Negativität lassen sich nicht vermeiden – sie gehören zum Leben und zur Führung dazu. Doch die Art und Weise, wie Sie darauf reagieren, ist entscheidend. Mit der richtigen Einstellung, bewusster Reflexion und der Förderung von Positivität schaffen Sie es, nicht nur Ihre eigene Resilienz zu stärken, sondern auch Ihr Team sicher durch schwierige Phasen zu führen.

Nutzen Sie Ihre Rolle als Führungskraft, um ein Vorbild zu sein – für Gelassenheit, Zuversicht und lösungsorientiertes Denken.

 

Zum Schluss noch ein Lese-Tipp

Die Macht des Schlechten: Nicht mehr schwarzsehen und gut leben.

(Roy F. Baumeister & John Tierney; Campus-Verlag)


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