Manche Menschen bewältigen selbst größte Herausforderungen und gehen gestärkt daraus hervor, während andere schon von kleineren Hindernissen aus der Bahn geworfen werden. Der Unterschied liegt in der Resilienz – der Fähigkeit, mit Belastungen umzugehen und sich nach Rückschlägen zu erholen. Als Personaler ist es wichtig, zu verstehen, wie Sie diese Qualität bei Ihren Mitarbeitern fördern können.
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Gerade Personalverantwortliche stehen vor der Herausforderung, nicht nur die berufliche Leistungsfähigkeit ihrer Mitarbeiter zu fördern, sondern auch deren psychische Gesundheit und innere Widerstandskraft zu unterstützen. In einer dynamischen Arbeitswelt, die häufig von Stress und Belastungen geprägt ist, kann es entscheidend sein, Angestellten zu helfen, ihre Resilienz zu stärken. Der folgende Leitfaden bietet Einblicke und konkrete Ansätze, um Ihre Mitarbeiter zu unterstützen, damit sie auch in schwierigen Zeiten Standhaftigkeit zeigen und sich weiterentwickeln können.
Was ist Resilienz?
Der Begriff Resilienz kommt ursprünglich aus der Physik. In der Werkstoffkunde bezeichnet er die Fähigkeit eines Werkstoffs, sich verformen zu lassen und dann in die ursprüngliche Form zurückzufinden.
engl. Resilience – Elastizität, Spannkraft
lat. resilire – zurückspringen, abprallen
deutsch – Widerstandskraft
Übertragen auf die Psychologie bedeutet Resilienz die innere Widerstandskraft eines Menschen, trotz widriger Umstände wieder aufzustehen und sich neu zu orientieren.
Was Resilienz nicht ist:
- Kein Schutzschild, das gegen alle Probleme immunisiert.
- Keine automatisierte Fähigkeit.
- Keine Burnout-Prophylaxe per se, sondern eine unterstützende Ressource.
Personaler können einen erheblichen Beitrag zur Resilienz ihrer Angestellten leisten, indem sie Unterstützungssysteme wie das EAP (Employee Assistance Program) bereitstellen, durch die Angestellte Beratung und Hilfestellung erhalten. Falls Ihre Mitarbeiter beruflichen oder privaten Belastungen ausgesetzt sind, die sich auf ihre Arbeit auswirken, ist es ratsam, sie auf diese Angebote hinzuweisen und proaktiv zu unterstützen. Lesen Sie hier weiter: EAP-erklärt
Grundlagen der Resilienz-Forschung
Die Forscherin Emmy Werner und ihr Team begleiteten über 40 Jahre lang knapp 700 Kinder, die 1955 auf der Hawaii-Insel Kauai geboren wurden.
Knapp ein Drittel dieser Kinder wuchsen unter äußerst schwierigen Verhältnissen auf: Armut, Krankheit der Eltern, Vernachlässigung, Gewalt in der Familie, Misshandlung, niedriger Bildungsstand der Eltern, etc.
Zwei Drittel dieser „Risiko-Kinder“ fielen als Jugendliche durch Lern- oder Verhaltensstörungen auf, wurden straffällig bzw. psychiatrisch auffällig. Zugleich entwickelte sich ein Drittel dieser Kinder erstaunlich positiv. Sie waren erfolgreich in der Schule, integriert ins soziale Leben und zeigten zu keinem Zeitpunkt der Untersuchung Verhaltensauffälligkeiten.
Die grundlegende Erkenntnis aus dieser (und anderer) Studie(n) ist: Ungünstige (Start-) Voraussetzungen führen nicht zwingend zu Misserfolg im Leben.
Warum? Weil resiliente Kinder (und Erwachsene) über bestimmte Eigenschaften und Strategien verfügen. Diese ermöglichen ihnen, an widrigen Umständen eben nicht zu zerbrechen.
Sie wollen mehr darüber erfahren, wie man Resilienz bei Mitarbeitern fördern kann?
Die sieben Resilienz-Schlüssel
Welche Strategien und Eigenschaften sind das? Die Resilienzforschung kennt sieben sogenannte Resilienzschlüssel:
Akzeptanz
Die Fähigkeit, vergangene und aktuelle Erfahrungen anzunehmen und sich mit Unabänderlichem abzufinden.
- Dies gelingt, wenn Erfahrungen, Entscheidungen und Handlungen aus der Vergangenheit als wichtige und hilfreiche Elemente für die eigene Persönlichkeitsentwicklung anerkannt werden. Wenn wir Vergangenes und Unveränderbares akzeptieren können, ist das Leben im Fluss – wir fühlen uns im Einklang.
- Was Akzeptanz nie ist: den Kopf in den Sand stecken und resignieren. Die Kunst liegt darin zu erkennen, wann, wie und wie lange es Sinn macht zu kämpfen. Akzeptanz unterstützt uns dabei, auf der Grundlage dessen, was ist, die wichtigen Dinge anzugehen.
- Radikale Akzeptanz: „Es ist wie es ist, weil es nicht anders sein kann. Sonst wäre es anders.“
Zuversicht
Die Fähigkeit, den positiven Dingen im Leben mehr Raum zu geben als den negativen und die eigenen Emotionen kontrollieren zu können. So lässt sich die Reaktion auf einen Auslöser bewusst steuern.
- Mit Optimismus ist nicht gemeint, dass Sie mit einer rosa Brille durchs Leben gehen. Optimismus ist mehr eine positive Lebenseinstellung bzw. -haltung.
- Optimistische Menschen richten ihren Fokus auf Dinge, die gut laufen. In schwierigen Situationen vertrauen sie darauf, dass es wieder besser wird.
Selbstwirksamkeit
Das Vertrauen in die eigenen Kompetenzen, die Kenntnis der eigenen Bedürfnisse und die Fähigkeit, danach zu handeln.
- Selbstwirksame Menschen halten sich für fähig, neue Dinge erfolgreich zu lernen, Einfluss zu nehmen und damit Herausforderungen erfolgreich zu bewältigen. Dieser Resilienzschlüssel ist eng mit einem hohen Selbstvertrauen und Selbstwertgefühl verbunden.
- Der Psychologe Albert Bandura, der das Konzept der Selbstwirksamkeit erforschte, beschreibt die interne, generalisierte Kontrollüberzeugung als dessen wichtigste Komponente. Menschen mit hoher Selbstwirksamkeit sind davon überzeugt, dass sie ihre Erfolge selbst machen und dass diese wiederholbar sind.
Eigenverantwortung
Die Fähigkeit, Verantwortung zu übernehmen für eigene Entscheidungen und die Konsequenzen zu tragen, anstatt einen Schuldigen zu suchen. Das betrifft auch die Verantwortung für das eigene Wohlergehen: Wer eigenverantwortlich handelt, sorgt für sich.
- Wer Verantwortung für das eigene Denken übernimmt, weiß, dass Denken ein Prozess ist. In diesem Prozess „bauen“ wir unsere subjektive Wirklichkeit. Unser Denken wird auch beeinflusst von automatischen Denkfehlern und tief verwurzelten Glaubenssätzen.
- Daraus resultiert die Verantwortung für das eigene Handeln. Wer sich zugrundeliegender Denkprozesse bewusst ist, kann sich aus Denkmustern lösen. Situationen können leichter aus neuen Blickwinkeln betrachtet und Entscheidungen besser eingeschätzt werden. Wer weiß, dass die eigene Wahrnehmung nur eine von vielen möglichen ist, der/die braucht keine „Schuldigen“, sondern kann sich auf die Lösungsfindung konzentrieren.
Netzwerkorientierung
Die Fähigkeit, stärkende Beziehungen aufzubauen und zu halten.
- Gute Beziehungen sind eine der wertvollsten Ressourcen für innere Widerstandskraft. Ein stabiles soziales Umfeld zu haben, Kontakte zu pflegen und sich bei Herausforderungen Unterstützung zu holen, sind gesunde Verhaltensweisen, auf die man in kritischen Situationen zurückgreifen kann.
- Zu Aufbau und Pflege eines unterstützenden Netzwerks gehört eine Haltung des wohlwollenden Gebens und Nehmens. Manche Beziehung sind sehr nahe, in anderen fühlt sich mehr Distanz richtiger an. In einem gut funktionierenden Netzwerk finden Sie verschiedene Arten von Beziehungen und wissen, was Sie von der jeweiligen Beziehung erwarten können.
Lösungsorientierung
Die Kenntnis der eigenen Werte und die Fähigkeit, sich bei der Auswahl passender Lösungen daran zu orientieren und den Fokus auf das zu richten, was gut tut bzw. weiterbringt.
- Bei lösungsorientiertem Denken und Handeln wird der Fokus auf gut funktionierende Dinge gelenkt, anstatt die Ursachen von Problemen zu suchen. Menschen mit Lösungsorientierung richten ihre Aufmerksamkeit auf Chancen und Alternativen und probieren immer wieder neue Dinge aus, wenn etwas nicht klappt.
- Im zwischenmenschlichen Bereich heißt lösungsorientiertes Verhalten: sich nicht auf die negativen Emotionen und Beschwerden des Gegenübers fokussieren, sondern Verständnis signalisieren und dann nach einer Klärung suchen. Wenn kein Konsens hergestellt werden kann oder das Gegenüber blockiert, bedeutet lösungsorientiertes Verhalten auch, für sich selbst nach einem Ausweg aus der Situation zu suchen.
Zukunftsorientierung
Die Fähigkeit, kurzfristige Impulse zugunsten längerfristiger Ziele zu kontrollieren und eine klare Vorstellung von der eigenen Zukunft zu haben.
- Um Ziele zu erreichen, braucht es viel Power – genauer gesagt, zwei Arten von Power: Willpower und Waypower. Die Willpower ist der starke Antrieb und Wunsch, ein bestimmtes Ziel zu erreichen. Waypower hilft dann, die Planung umzusetzen, mit der wir das Ziel erreichen.
- Um diese Power auch bei Rückschlägen beizubehalten, sind Prioritäten wichtig. Setzen Sie sich bewusst Ziele und überprüfen Sie immer wieder, ob Ihre Prioritäten sich geändert haben.
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Es ist, wie es ist. Aber es wird, was du daraus machst.
Zusammenfassung
Resilienz ist nicht angeboren, sondern eine Fähigkeit, die sich entwickeln und stärken lässt – und zwar ein Leben lang. Durch gezielte Unterstützung, Schulungen und ein förderndes Arbeitsumfeld können Sie als Personaler dazu beitragen, dass Ihre Mitarbeiter diese Fähigkeit ausbauen und im Berufsleben erfolgreich bleiben. Das lohnt sich für die Mitarbeiter genauso wie für das Unternehmen selbst. Das heißt: Es ist nie zu spät, die eigene Resilienz zu stärken. Wo können Sie ansetzen?