Online-Meetings sind sowohl Segen als auch Fluch: Sie ermöglichen Homeoffice, fördern die Zusammenarbeit und sparen Reisezeit. Doch wenn zu viele Videokonferenzen anstehen, kann das schnell zur Erschöpfung führen. Führungskräfte stehen dabei vor der Herausforderung, wie sie die „Zoom Fatigue“ ihrer Teams erkennen und minimieren können. In diesem stg-Impuls zeigen wir auf, wie Sie aktiv zur Vermeidung dieser Belastung beitragen und Ihre Mitarbeitenden unterstützen können.
Messbar und belastend
Jeff Hancock, Kommunikationswissenschaftler an der Stanford-Universität, befasste sich mit den psychologischen Effekten von Online-Meetings und führte Anfang 2021 eine umfassende Studie durch. Dabei befragte er über 10.600 Personen zu ihren Erfahrungen mit virtuellen Konferenzen. Die Ergebnisse sind eindeutig: Online-Meetings sind anstrengender als persönliche Treffen. Zu den häufigsten Symptomen zählen Konzentrationsschwierigkeiten, Reizbarkeit, Kopfschmerzen, Nacken- und Rückenprobleme sowie ein allgemein gesteigertes Erschöpfungsgefühl. Führungskräfte sollten diese Belastung nicht unterschätzen – sie wirkt sich direkt auf die Produktivität und das Wohlbefinden ihrer Teams aus.
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Warum sind Online-Meetings so anstrengend?
- Überfordert durch eingeschränktes Blickfeld:
In Videokonferenzen ist unser Blickfeld kleiner und unser Sensorium für nonverbale Hinweise stark eingeschränkt. Das erfordert eine permanente Kompensation durch das Gehirn und belastet langfristig. Für Führungskräfte bedeutet dies, dass sie ihre Teams in größeren Meetings weniger aufmerksam beobachten und somit wichtige Reaktionen der Kolleginnen oft übersehen. Achten Sie daher darauf, kleinere, fokussierte Meetings zu planen und den Teilnehmenden ausreichend Zeit für aktive Interaktion zu geben. - Wenig Blickkontakt – viele Blicke:
In Präsenzmeetings kommunizieren wir über intensiven Blickkontakt. Online sehen wir lediglich in die Kamera, um den Eindruck zu erwecken, dass wir uns anschauen – tatsächlich fehlt echter Augenkontakt. Dieser permanente „Hyper gaze“-Effekt kann zu Anspannung und Unruhe führen. Führungskräfte sollten bewusst darauf achten, wie oft sie in virtuelle Meetings involviert sind und ob nicht einzelne Videokonferenzen durch alternative Kommunikationskanäle ersetzt werden können. - Spieglein, Spieglein …:
Während Online-Meetings sehen sich Teilnehmende häufig selbst, was zu Selbstaufmerksamkeit und Stress führen kann. Führungskräfte sollten darauf achten, dass die Kameras nicht ständig aktiviert sind, wenn nicht notwendig, um das Selbstbewusstsein der Mitarbeitenden zu schützen. Ein gezieltes Ausblenden des eigenen Kamerabilds kann dabei helfen, den Fokus wieder stärker auf die Inhalte zu lenken.
Unterstützung durch die Technik und das Arbeitsumfeld
Jede Onlinekonferenz ist nur so gut wie das Equipment und die Internetverbindung der Teilnehmenden. Verpixelte Gesichter, Standbilder, abgehakter Ton oder Mundbewegung und Ton passen nicht zusammen (sog. Latenz). Das ermüdet alle Beteiligten. Technische Probleme verstärken die Zoom Fatigue. Aber auch andere Faktoren können Mitarbeitende beeinträchtigen.
Technische Herausforderungen:
Technische Probleme wie verzerrter Ton, Standbilder oder Instabilität der Internetverbindung tragen ebenfalls zur Erschöpfung bei. Führungskräfte sollten sicherstellen, dass alle technischen Voraussetzungen für reibungslose Meetings gegeben sind. Hilfreich ist etwa die Nutzung professioneller Tools oder regelmäßige IT-Supportgespräche, um technische Hürden zu minimieren.
Multitasking vermeiden:
Die Hemmschwelle, neben der Videokonferenz auch E-Mails zu checken oder Nachrichten zu senden, ist in virtuellen Meetings oft geringer als im persönlichen Kontakt. Führungskräfte sollten ihren Teams klar machen, dass Multitasking nicht förderlich ist. Setzen Sie auf klare Meeting-Zeiten und vermitteln Sie die Botschaft, dass die volle Aufmerksamkeit für die Aufgaben und die Teilnehmenden wichtig ist.
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Maßnahmen, die Führungskräfte umsetzen können
Mehr Pausen – aktiv gestalten:
Längere Videokonferenzen ohne Bewegung können die Teams stärker belasten. Fördern Sie gezielt kurze Pausen zwischen Meetings, um Ihren Mitarbeitenden Zeit zu geben, sich zu erholen und Energie zu tanken. 5 bis 10 Minuten sind oft schon entscheidend. Die Pausen sollten aktiv gestaltet sein – z.B. durch kleine Bewegungseinheiten, die die Durchblutung und die Konzentration anregen.
Bewusstheit schaffen – weniger ist mehr:
Nicht jede Besprechung mit vielen Mitarbeitenden ist wirklich notwendig. Setzen Sie auf klärende Gespräche und eine bewusste Auswahl der Teilnehmenden. Vieles lässt sich per E-Mail oder in kürzeren, weniger zahlreichen Meetings klären. Hierdurch verringern Sie die Dauer und die Anzahl der Online-Meetings, was die Belastung durch „Zoom Fatigue“ reduzieren kann.
Smileys und visuelle Anker:
Setzen Sie bei wichtigen Meetings visuelle Hilfsmittel ein. Kleben Sie z.B. Smileys neben die Kameralinse oder verdecken Sie Ihr eigenes Kamerabild, wenn dies störend wirkt. So reduzieren Sie die visuelle Ablenkung und steigern die Aufmerksamkeit im Gespräch.
Fazit: Prävention und Anpassung gegen „Zoom Fatigue“
Zum Abschluss lässt sich sagen: Die „Zoom Fatigue“ ist kein unvermeidbares Schicksal, sondern eine Herausforderung, die durch gezielte Maßnahmen und bewusste Kommunikationskultur gemindert werden kann. Führungskräfte spielen dabei eine Schlüsselrolle, indem sie ihre Teams unterstützen, technische Hürden beseitigen und auf sinnvolle Alternativen zu reinen Online-Meetings setzen. Mit der richtigen Strategie und einem achtsamen Umgang mit den Belastungen im virtuellen Arbeitsumfeld lassen sich nicht nur die Effizienz steigern, sondern auch das Wohlbefinden und die Resilienz Ihrer Teams langfristig stärken. Nutzen Sie die bewährten Ansätze – für eine produktivere und gesündere Arbeitsumgebung.
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