Wieder zusammenraufen. Neustart im Büro nach Corona.

Sinkende Covid-Fallzahlen, auslaufende Homeoffice-Regelungen und die Sehnsucht nach echten Begegnungen bringt viele Beschäftigte zurück ins Büro. Oft sind sie schnell ernüchtert: Sie hatten sich darauf gefreut, die Kolleg*innen zu sehen, doch die Zusammenarbeit klappt nicht so gut wie zuvor. In diesem Beitrag erfahren Sie, was Sie beitragen können, damit Teamwork nach Corona gut gelingt.

Zusammenarbeit Teamwork Corona

Von der Bedeutung guter Zusammenarbeit

Wenn es gut läuft, bemerken wir es oft gar nicht. Gelingende Kooperation ist wichtig – und das auf verschiedenen Ebenen. Wenn es nicht rund läuft, bringen Teams keine Leistung, Unternehmen verfehlen ihre Ziele und Wirtschaftssysteme funktionieren nicht. Gute Zusammenarbeit ist auch eine wichtige Voraussetzung für individuelles Wohlbefinden und persönliche Wirksamkeit im Beruf.

Gute Zusammenarbeit ergibt sich aus dem Zusammenspiel mehrerer Bestandteile eines Systems. Dazu zählen das Individuum, die Gruppe, die Aufgabe und das Umfeld.

Bedeutung von Zusammenarbeit


Falls Sie sich im beruflichen Umfeld belastet fühlen, oder privat vor Herausforderungen stehen, die sich auch auf Ihren Beruf auswirken, können Sie über Ihren Arbeitgeber Unterstützung von externen Experten erhalten. Die läuft über ein so genanntes EAP – die externe Mitarbeiterberatung. Sprechen Sie Ihre Personalabteilung oder Ihren Betriebsrat darauf an. Hier gibt es mehr Informationen dazu: EAP erklärt


Die Pandemie und ihre Auswirkung auf die Zusammenarbeit

Der Coronavirus hat den Arbeitsalltag vieler Berufstätigen grundlegend verändert. Das merken vor allem jene, die vorwiegend am Computer arbeiten und vielfach die vergangenen beiden Jahre im Homeoffice verbracht haben. Sie haben sich an das neue Arbeiten gewöhnt und „fremdeln“ mit den alten Gewohnheiten. Die Gründe hierfür sind ebenso vielfältig wie individuell. Sie hängen vielfach mit persönlichen Erfahrungen mit und während der Pandemie zusammen.

Angst vs. Unbeschwertheit: Corona ist nicht vorbei, immer noch erkranken Menschen täglich schwer. Gleichzeitig fallen Beschränkungen, die persönliche Freiheit kehrt in den Alltag zurück. Manche genießen das in vollen Zügen, andere bleiben vorsichtig. Klafft das Verhalten in einem Team zu sehr auseinander, sind Konflikte vorprogrammiert.

„Leutscheu“ nennt man in Österreich Menschen, die Gesellschaft und vor allem große Gruppen eher meiden. Dieses Verhalten wird eher introvertierten Persönlichkeiten zugeschrieben. Die Pandemie hat aber wohl uns alle etwas „leutscheu“ gemacht. Viele Menschen mehrere Stunden lang – das sind wir schlichtweg nicht mehr gewöhnt. Da entsteht schnell eine Reizüberflutung, trotz unserer Sehnsucht nach Begegnung und Kontakt. Nach zwei Jahren „Social Distancing“ müssen wir uns wieder aneinander gewöhnen.

Beziehungsebene – was ist das? Für viele unerwartet, funktioniert das virtuelle Arbeiten allein und im Team erstaunlich gut. Online-Meetings sind effizient, das Pendeln entfällt, man muss keinen Small Talk führen – es geht nur ums Geschäft. Diese Betonung der Sachebene hat einen großen Nachteil, denn auf Dauer leidet die Beziehung. Mit dem Wegfall des direkten persönlichen Kontakts und reduzierter sozialer Kommunikation schwindet auch der menschliche „Schmierstoff“ in der Zusammenarbeit. Unklarheiten, Verstimmungen bis hin zu veritablen Konflikten werden „geparkt“, weil der Rahmen und der Raum für eine Lösung fehlen. Das rächt sich mit der Zeit.

Erwünschte Umgewöhnung: Corona hat uns einiges abverlangt. Wir haben uns – oft notgedrungen – gewöhnt an das Homeoffice und die Remote-Zusammenarbeit. Für manche Beschäftigte sind dies „Krücken“ geblieben, für andere echte Alternativen zur Präsenz im Büro. Jetzt steht für viele wieder eine Veränderung an – sei es die Rückkehr zum alten Präsenzmodus im Büro, seien es hybride Mischformen. Diese Veränderung wird vom Arbeitgeber angeordnet, wir tun es nicht freiwillig. Das kann Widerstand erzeugen.

(K)ein gemeinsamer Nenner: Die Pandemie war/ist ein singuläres Ereignis, im Verlauf dessen Menschen unterschiedliche Erfahrungen gemacht haben. „Die“ Corona-Erfahrung gibt es nicht. Hinzu kommt: Die Schutzmaßahmen ließen wenig Gelegenheit für einen persönlichen Kontakt und zum Austausch der Erfahrungen. Was passiert also, wenn ich meine Kollegin oder meinen Kollegen wieder „live“ treffe und sie/er sich so verändert hat, dass unsere Ansichten auf einmal auseinanderklaffen?

Das kann auch an den extrem hohen psychischen Belastungen der Pandemie liegen, in der wir und unsere Angehörigen an ihre Grenzen gestoßen sind. Das wirkt nach. Es macht verletzlicher und oft weniger belastbar.

Brücken bauen in der Führung: Auch für Führungskräfte birgt die aktuelle Situation Herausforderungen. Die Mitarbeitenden kommen mit unterschiedlichen Erwartungen zurück ins Büro. Manche wollen das „alte Normal“ vor Corona. Andere sehen die veränderte Arbeitsweise als Chance. Sie möchten sie beibehalten und weiterentwickeln. Was hier zum Tragen kommt, ist das individuelle Mindset und damit eine unterschiedliche Sicht auf die Welt. Hier ist Führungskompetenz beim Brückenbauen gefragt.


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Praxisteil: Gute Zusammenarbeit nach Corona

Es gibt kein Geheimrezept für Teamwork nach Corona. Jede und jeder sind gefragt. Es braucht Bewusstheit, eine gute Portion Selbstreflexion und die wohlwollende Bereitschaft, einen neuen Modus Vivendi im Team gemeinsam zu entwickeln. Am besten fangen Sie damit bei sich selbst an.

Im Folgenden haben wir einige Anregungen für Sie zusammengestellt.


Tipp 1: Eine Frage der Haltung

Die Zusammenarbeit ist so gut wie die Beziehung. Sie gilt es jetzt besonders zu stärken oder gar wiederherzustellen. Dafür ist Wohlwollen ein guter Anfang.

Wenn uns jemand mit ihrem/seinem Verhalten so richtig nervt, unterstellen wir gerne niedrige Beweggründe. „Die/der macht das nur, um mich zu ärgern!“, so lautet die schnelle Diagnose. Die Folge: Widerstand … Und noch mehr Ärger.

Dabei kann es einfach nur sein, dass das Gegenüber einen der berühmten „roten Knöpfe“ bei uns drückt. Je größer der Knopf, desto heftiger die Reaktion.

Mit diesen Gedanken im Hinterkopf fällt es leichter, keine böse Absicht zu unterstellen, sondern einen „guten Grund“. Dieser hat meist etwas mit Bedürfnissen zu tun, die erfüllt werden wollen. So geht‘s etwa dem Kollegen, der in Meetings mit ständiger Klärung nervt, um Kontrolle und Sicherheit. Er richtet sich nicht explizit gegen uns. Das ist ein wichtiger Unterschied.

Auf dieser Grundlage können wir noch einen Schritt weitergehen und versuchen – ernsthaft versuchen – die Perspektive der/des anderen einzunehmen. Hier geht es in erster Linie um die Bewegung hin zur/zum anderen. Im Mittelpunkt steht, das Bemühen zu verstehen – und das klappt auch, wenn ich mit der Haltung oder dem Verhalten grundsätzlich nicht einverstanden.

Vielleicht fragen sie einmal mehr nach, als Sie es sonst machen würden. Das ist ein guter Anfang.


Tipp 2: Muster unterbrechen

Ein Team ist ein soziales System. In diesem sind wir immer zugleich Sender und Empfänger von Botschaften, die unser Gegenüber wiederum zu bestimmten Reaktionen einladen. Je schwieriger die Beziehung ist, desto eher erleben wir unser eigenes Verhalten als schlüssige Folge des Verhalten der/des anderen. Es sind Einladungen, die wir oft automatisch annehmen.

  • „Weil sie mich provoziert, muss ich mich verteidigen.“
  • „Weil der Kollege die Aufgabe nicht übernimmt, muss ich das machen.“
  • „Weil ihn meine Meinung nicht interessiert, ziehe ich mich zurück.“

Wie wäre es, wenn Sie sich die Freiheit nähmen, eine solche Einladung abzulehnen?

Wir können (fast immer) nicht reagieren. Und wir können (fast immer) anders reagieren. Wie können Ge-lassen-heit nutzen.

Wenn Sie aus einem unguten Spiel mit seiner Teufelskreis-Dynamik aussteigen, handeln Sie souverän und übernehmen wieder die Kontrolle über das Geschehen. Und: Sie geben Ihrem Gegenüber damit auch die Chance, anders zu reagieren.

Also: Machen Sie etwas anders als bisher. Experimentieren Sie und überraschen Sie die/den anderen. Sie werden sehen, das bringt Bewegung ins System.


Tipp 3: „Gebrauchsanleitung“ für mich selbst

Ich selbst weiß, wie ich gerne arbeite, was mich stresst oder auf die Palme bringt. Aber wissen es die anderen auch? Gedankenlesen ist auch im Zeitalter der Digitalisierung schwierig. Hinzu kommt: Manchmal verstehen wir uns selbst nicht so richtig.

Da hilft eine „Gebrauchsanleitung für mich“ doppelt. Sie sorgt für eigene Klarheit – auch im Hinblick auf Veränderungen durch die Pandemie. Füllen Sie Ihre persönliche Gebrauchsanleitung aus, tatsächlich oder in Gedanken, und lassen Sie Ihre Kolleg*innen daran teilhaben. Dies hilft diesen, Sie besser zu verstehen, und es sorgt zudem für Entspannung auf der Beziehungsebene. Denn der Grund für das Verhalten der/des anderen bleibt bei ihr/ihm. Dort, wo er hingehört.

Hier können Sie sich die Info-Blätter der Übungen als PDF herunterladen (Auszug aus dem stg-Impuls).


Übrigens

Mehr über diese Themen lesen Sie in unserem stg-Impuls. Das sind Expertentipps aus unserer Beratungspraxis, die wir unseren Kundenunternehmen und deren Mitarbeitenden regelmäßig in gelayouteter Form zur Verfügung stellen.

Möchten Sie mehr darüber erfahren? Dann wenden Sie sich bitte an Martin Reinhardt.

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