Ob anstehende Rente oder Jobwechsel: Die Abschiedsmail entscheidet über den allerletzten Eindruck. Wie man dafür sorgt, dass er positiv ist, verrät stg-Geschäftsführerin Alexandra Gilde .
1. Der richtige Zeitpunkt
Die einen wollen einfach nur einen sauberen Schlussstrich ziehen, die anderen in Erinnerung bleiben. Dabei können ein paar letzte Worte an die Kollegen, die Chefin oder auch die gesamte Abteilung helfen: professionell, kurz, nicht zu pathetisch.
„Arbeitsbeziehungen müssen doch nicht enden, nur weil man den Job wechselt oder aufgibt“, sagt Alexandra Gilde, Geschäftsführerin der Mitarbeiterberatung stg. „Wer einen guten letzten Eindruck hinterlassen und Kontakte pflegen will, sollte sich deshalb auch angemessen verabschieden.“ An wen muss die letzte E-Mail adressiert werden, was steht im Betreff – und was sollte man besser lassen? Das Wichtigste im Überblick:
Persönliche Verabschiedungen, Rechner abgeben, Abschlussgespräch: Wer am letzten Tag nicht in Zeitdruck geraten will, sollte schon ein paar Tage vorher anfangen, die E-Mail zum Abschied vorzubereiten: Wann muss man spätestens den Computer abgegeben und die E-Mail verschickt haben? An wen möchte man die Nachricht senden, wie muss sie entsprechend verfasst werden? Gildes Tipp: „Wer sich bei der richtigen Formulierung nicht sicher ist und nichts Unüberlegtes schreiben will, sollte den Text rechtzeitig von einer neutralen Person Korrektur lesen lassen – vor allem, wenn man unter schwierigen Bedingungen geht.“ Auch Rechtschreibung, Grammatik oder Zeichensetzung sollte man noch einmal gründlich überprüfen, bevor man die Nachricht versendet.
Wann dafür der richtige Zeitpunkt ist, hängt auch vom eigentlichen Ziel ab: Eine reine Abschiedsmail kann man beispielsweise gut am Morgen des letzten Tages verschicken. Wer allerdings einen letzten Umtrunk plant, sollte ein paar Tage vorher darauf hinweisen, damit die Kollegen den Termin auch einplanen können.
2. Wie man die E-Mail formulieren sollte
„Beim großen Verteiler gilt grundsätzlich: Je kürzer und knapper, desto besser“, rät Expertin Gilde. Wer sich stattdessen bei einer einzelnen Kollegin mit einer Anekdote verabschieden oder für ein Projekt bedanken möchte, kann ruhig konkreter werden – oder sich gleich ein letztes Mal persönlich austauschen.
Was die E-Mail mindestens enthalten sollte: den Anlass, einen Dank an die Kollegen und die eigenen Kontaktdaten. Beispielsweise könnte man schreiben: „Heute endet meine Mitarbeit im Projekt XY/ in diesem Unternehmen. Deshalb möchte ich mich für die gute Zusammenarbeit bedanken. Ich würde mich freuen, mit Ihnen über YX in Kontakt zu bleiben – und wünsche Ihnen allen einen erfolgreichen Projektabschluss.“
Gildes Tipp bezüglich der Kontaktdaten: „In einem großen, eher unpersönlichen Verteiler würde ich auf die Handynummer oder private Mailadresse verzichten und nur die Profile aus sozialen Netzwerken hinterlegen, zum Beispiel von gängigen Jobportalen wie LinkedIn oder Xing.“ Der Betreff sollte die Kernaussage der E-Mail zusammenfassen: „Abschied“ oder „Vielen Dank für die Zusammenarbeit“ könnte zum Beispiel dort stehen.
3. Was man besser vermeiden sollte
Betreff: Was ich noch sagen wollte. Wer das Unternehmen unter schwierigen Bedingungen verlässt, sollte die letzte E-Mail nicht dafür nutzen, mit dem Betrieb abzurechnen oder bei Konflikten noch einmal alles richtigzustellen. „Rechthaberei zerstört Kontakte und zeugt eher von Hilflosigkeit, als dass es etwas verändern könnte – selbst, wenn man sich ungerecht behandelt fühlt“, sagt Gilde. Auch in persönlicheren E-Mails sollte man Du-Botschaften und nachträgliche Beurteilungen vermeiden.
Ebenfalls besser vermeiden: Im großen Verteiler auf den neuen Arbeitgeber zu verweisen. Die ehemaligen Kollegen haben ja bereits die Kontaktdaten – und können so bei Bedarf mitverfolgen, wie es beruflich weitergeht.
4. Darf man sich auch von Kunden verabschieden?
Nur, wenn man es vorher mit den Vorgesetzten abgestimmt hat. Grundsätzlich gilt laut Expertin Gilde aber: „Man sollte sich von allen Menschen verabschieden, die im Arbeitsumfeld wichtig waren – also auch von den Kunden.“ Sie sollten rechtzeitig darüber informiert werden, dass man das Unternehmen verlässt und wer nun verantwortlich ist. Dafür sollte man allerdings eine weitere Mail verfassen – in Absprache mit dem Nachfolger und dem Chef. So gewährleistet man eine saubere Übergabe und schreibt nichts, was nachher negativ auf das Unternehmen zurückfallen könnte.
von Franca Quecke, www.spiegel.de