Zusammenarbeit nach dem Lockdown

Es ist eine eigentümliche Situation im Moment. Corona begleitet und seit Monaten, wir haben uns an das „neue Normal“ gewöhnt – in manchen Lebensbereichen mehr, in anderen weniger. Vorbei allerdings ist die Krise nicht. Das zeigt ganz aktuell der neuerliche Lockdown. Fakt ist: Solange es keinen wirksamen Impfstoff gibt, bleibt das Risiko.

Auch im Job ist vieles anders als gewohnt. Manche Unternehmen fahren noch immer Kurzarbeit, andere kehren schrittweise zur Präsenzarbeit zurück. Und anders als der Umstieg ins Homeoffice, der für viele von heute auf morgen erfolgte, sollte die Rückkehr ins Büro gut geplant sein. Hier haben wir unsere Empfehlungen für den Umgang mit dieser – zugegeben komplexen – Situation zusammengefasst.

Zurück ins Büro

Nachdem sich Bund und Länder auf Lockerungen im öffentlichen Leben verständigt haben, arbeiten viele Unternehmen an Rückholplänen für ihre Beschäftigten. Dabei geht es vor allem um die Umsetzung von Hygienekonzepten und Abstandsregeln, die verpflichtend sind.

„Wir leben weiter in der Pandemie, deshalb müssen nichterforderliche Kontakte in der Belegschaft und mit Kunden vermieden werden, allgemeine Hygienemaßnahmen umgesetzt und die Infektionsrisiken bei erforderlichen Kontakten durch besondere Hygiene- und Schutzmaßnahmen minimiert werden“, heißt es in dem Beschluss, auf den sich die Bundeskanzlerin mit den Länderchefs im Juni verständigt hat – genau darum geht es jetzt in den Planungsstäben der Firmen.

Unterstützung kommt von den Berufsgenossenschaften und von den Unfallversicherungsträgern, die später auch kontrollieren, ob die Vorgaben eingehalten werden. Bereits am 23. April hatte das Bundesarbeitsministerium mit den Sozialpartnern, Ländern und der gesetzlichen Unfallversicherung (DGUV) ein Konzept mit den wesentlichen Regeln vorgelegt. Außerdem wurde ein „Corona-Arbeitsschutzstab“ eingerichtet, der einmal wöchentlich tagt. Damit soll ein kontinuierlich hohes und einheitliches Schutzniveau für Beschäftigte erreicht werden, die wieder an ihren Arbeitsplatz zurückkehren. Das ist die Maßgabe für alle Firmen.


Unterschiedliche Strategien

Eine (nicht-repräsentative) Umfrage unter den stg-Kunden zeigt, wie vielfältig sich die Situation im Moment darstellt. Während in manchen Unternehmen noch über die Hälfte der Beschäftigten in Kurzarbeit ist, sind andere wieder mehrheitlich bei Präsenzarbeit angekommen – abhängig von Branche und Ausrichtung des Unternehmens. Denn während in der Produktion die Arbeit größtenteils weitergelaufen ist, waren in erster Linie Bürojobs vom Homeoffice betroffen. Dementsprechend reduzieren viele Firmen im Moment das Homeoffice und holen ihre Mitarbeiter schrittweise zurück ins Büro.

Die Konzepte hierfür sind unterschiedlich – Freiwilligkeit, „rollierende Anwesenheit“ jeweils eines Teils der Belegschaft oder „hybride Konzepte“, die Präsenzarbeit und Homeoffice stärker als in der Vergangenheit verbinden.

Die neue Lust aufs Büro

Das Homeoffice spaltet die Gemüter. Einer aktuellen Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Yougov zufolge sind vor allem der wegfallende Arbeitsweg sowie die Möglichkeit zur freien Zeiteinteilung gewichtige Pluspunkte für die Tätigkeit zuhause. Bemängelt hingegen werden die zunehmende Vermischung vom Beruflichem und Privatem, die im Vergleich zum Büro schlechtere technische Ausstattung, sowie Schwierigkeiten bei der Kommunikation mit Kolleg*innen.

Weitere Umfragen zeigen, dass viele Beschäftigte gerne wieder am Büroarbeitsplatz sein wollen. Wieder in den vertrauten Rhythmus kommen, die bekannten Gesichter sehen und eine gewisse Erleichterung, die Krise überstanden zu haben – all‘ das können Gründe für eine positive Stimmung sein.

Die Corona-Etikette

Basierend auf den gesetzlichen und politischen Vorgaben entwickeln Unternehmen derzeit vielfältige eigene Regelungen zum Schutze ihrer Mitarbeiter*innen – angepasst auch an die Erfordernisse vor Ort. Denn in Entwicklung und/oder Produktion sieht es anders aus als in Großraumbüros oder Unternehmen mit viel Kundenkontakt.

Unabhängig davon gelten auch bei der Rückkehr an den Arbeitsplatz die Grundregeln für den Schutz im Alltag: genug Abstand halten, Hygiene beachten und persönliche Kontakte (z. B. bei Meetings) reduzieren.


Wie ist die Stimmung?

Die aktuelle Corona-Krise ist eine Ausnahmesituation, die die Menschen ganz unterschiedlich erleben und mit der jede und jeder in eigener Art und Weise umgeht. Dementsprechend vielfältig ist auch die Stimmungslage bei der Rückkehr an den Arbeitsplatz.

  • Es wird Mitarbeiter geben, die unter der mittlerweile monatelangen Mehrfachbelastung leiden, oder verunsichert sind von den beruflichen Veränderungen. Vielleicht ist Arbeit liegen geblieben, sind neue Anforderungen dazu gekommen, oder wichtige Termine verschoben worden.
  • Andere hingegen sind voller Tatendrang und möchten sofort voll durchstarten.
  • Wieder andere Kolleg*innen haben vielleicht Sorge vor einer Infektion, oder zögern an den Arbeitsplatz zurückzukehren. Vor allem bei Risikogruppen können Ängste bestehen.
  • Manche sorgen sich wegen der wirtschaftlichen Lage.
  • Höchstwahrscheinlich gibt es auch Beschäftigte mit erkrankten Angehörigen, die lange nicht besucht werden durften, oder Familienmitgliedern in Pflegeheimen. Möglicherweise gab es auch Todesfälle im Familien- oder Bekanntenkreis.

Keine ganz einfache Ausgangsposition also.


Die kleine Corona-Typologie

Wie gehe ich mit besorgten Kolleg*innen um? Und was mache ich, wenn jemand sich kaum oder gar nicht um die Hygieneregeln kümmert? Manchmal ist es hilfreich, das Verhalten des Gegenübers im Geiste schnell einzuordnen. Typologien unterstützen hierbei:

Die Ängstlichen

Vielen Menschen macht die Corona-Krise Angst. Sie sind unsicher und sorgen sich um ihre Gesundheit, oder die ihrer Familie oder Freunde. Auch kann es sein, dass manche mit der wieder neuen Situation (zurück im Büro unter veränderten Vorzeichen) nicht sofort zurechtkommen. Für sie geht es vor allem um Sicherheit.

Die Trotzigen

Dann gibt es diejenigen, die sich nicht allzu viele Sorgen machen – und für andere vielleicht zu bedenkenlos mit den Hygieneregeln im Betrieb umgehen. Für sie ist es schwer, sich den neuen Anforderungen (dauerhaft) zu fügen. Das Bedürfnis nach Autonomie steht hier im Vordergrund.

Die Perfektionisten

Maske und Ersatzmaske, Desinfektionsmittel in Handtaschengröße, konsequent eingehaltene anderthalb Meter Abstand – manche Menschen nehmen es sehr genau mit den Hygieneund Abstandsregeln. Sie setzen sich damit auseinander und passen ihr Verhalten entsprechend an. Ausnahmen gibt es so gut wie keine. Für sie ist es wichtig, die aktuelle Situation mit den Mitteln zu kontrollieren, die ihnen zur Verfügung stehen.

 

Eigene Standortbestimmung

Haben Sie sich wiedererkannt? In außergewöhnlichen Situationen wie der aktuellen ist es noch wichtiger als sonst, immer mal wieder innezuhalten und eine Art Standortbestimmung vorzunehmen. Das hilft, um sich klar zu werden, wo Sie gerade stehen. Auch im Hinblick auf eine Rückkehr ins Büro. Folgende Fragen können hierfür hilfreich sein:

  • Wie gehe ich generell mit Corona um?
  • Was ist mir wichtig im Hinblick auf die Rückkehr ins Büro?
  • Was geht gar nicht für mich?
  • Worauf freue ich mich?
  • Gibt es etwas, wovor ich Angst habe?

Wenn Sie sich Ihrer Haltung und Ihres Verhaltens – beides hängt ja eng zusammen – bewusst(er) sind, erleben Sie weniger Überraschungen. Das macht Sie sicherer und souveräner im Umgang mit der aktuellen Situation. Auch bei der Rückkehr ins Büro und im neuen Arbeitsalltag.

 

Verstehen heißt nicht einverstanden sein

Die ängstliche Kollegin Frau Meier nervt mit ihren dauernden Bedenken. Sie findet damit ein offenes Ohr bei Herrn Schuster, der sich hinter seinem Bildschirm verbarrikadiert. Aber so betont „lax“ wie Herr Müller möchten Sie mit den Vorschriften auch nicht umgehen.

Die Rückkehr ins Büro kann die eigene Toleranz auf eine harte Probe stellen. Vor allem dann, wenn Sie selbst vielleicht auch keine finale Haltung für sich gefunden haben. Was also tun? Zwei Grundgedanken können helfen:

  • Eine Situation – unterschiedlichste Bedürfnisse
  • Verstehen heißt nicht einverstanden sein

Menschen reagieren auf die Corona-Krise sehr individuell. Das liegt daran, dass sie unterschiedliche Bedürfnisse haben … und auf dieser Basis unterschiedlich handeln. Wir haben gesehen: Wer Sicherheit braucht, verhält sich anders als jemand, dem Autonomie wichtig ist. Dabei ist das eine Bedürfnis nicht mehr oder weniger wert als das andere.

Versuchen Sie also, einen Schritt zurückzutreten und den „guten Grund“ hinter dem Verhalten Ihres Gegenübers zu vermuten. Diese Bewegung alleine führt in der Regel schon zu einem besseren Verstehen. Ja, Frau Meier nervt mit ihren dauernden Bedenken. Aber sie macht das nicht, um Sie zu ärgern, sondern weil ihr
Sicherheit wichtig ist.

Wichtig: Sie müssen das Verhalten nicht gutheißen. Versuchen Sie, es einfach stehenzulassen. Hilfreich kann der Gedanke sein: „Ich verhalte mich so und du machst es so. Beides ist ok.“ Stoppen Sie dann ganz bewusst Ihre Gedanken dazu und richten Sie Ihre Aufmerksamkeit auf Ihren Körper, zum Beispiel die Auflageflächen Ihrer Füße. Damit tun Sie sich – und Ihrem Gegenüber – einen großen Gefallen.


Das neue Normal

Die außerordentlichen Erfahrungen der letzten Monaten haben uns – in der einen oder anderen Form – alle verändert. Von Manchem haben Sie sicherlich die Schnauze voll. Anderes wiederum kann – obwohl nicht selbstgewählt – unser (Arbeits-)Leben weiterhin bereichern.

Überlegen Sie für sich, was Sie dauerhaft übernehmen und weiterführen wollen? Immerhin haben sich neue Verhaltensweisen in den letzten Wochen schon etabliert. Der mühsame Start ist damit bereits geschafft. Ist es das selbstorganisierte Arbeiten von zuhause? Sind es kurze Team-Meetings zu Beginn und Ende des Arbeitstags, die diesem Struktur geben? Die Laufrunde am Morgen? Oder das gemeinsame Mittagessen mit der Familie? Überlegen Sie: Wie lässt sich das dauerhaft in den Alltag integrieren?

Und behalten Sie Ihre Ideen nicht für sich, sondern diskutieren Sie sie mit Ihren Kolleg*innen und Vorgesetzten. Es wäre doch schade, wenn die Erfahrungen der letzten Monate einfach verpuffen würden. Sie haben es in der Hand, welche Spuren Corona hinterlässt. Auch im (Home-)Office.


Quellenangaben:

sueddeutsche.de

yougov.de

Berliner Zeitung

 

 

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