In diesem Beitrag erfahren Sie, warum Perfektionismus nicht nur als Streben nach Vollkommenheit betrachtet werden sollte und wie Sie als Führungskraft entspannter mit hohen Ansprüchen und der Angst vor Fehlern umgehen können – und wie Ihr Unternehmen hiervon profitieren kann.
Wollen Sie mehr Anregungen erhalten?

Perfektionismus als Januskopf
Perfektionismus ist ein zweischneidiges Schwert, das sowohl förderlich als auch belastend wirken kann. Führungskräfte stehen oft in der Verantwortung, hohe Standards zu setzen und gleichzeitig ein motivierendes Umfeld zu schaffen, das produktiv ist und gleichzeitig auch Raum für Weiterentwicklung bietet.
Funktionaler Perfektionismus, der auf kontinuierliche Verbesserung und Qualität abzielt, ist in der Führung ein starkes Mittel, um Teams zu Höchstleistungen zu motivieren. Ambitionierte Ziele, ein scharfes Auge fürs Detail und die Fähigkeit, aus Fehlern zu lernen, sind wesentliche Aspekte eines funktionalen Perfektionismus und tragen oft maßgeblich zum Erfolg bei.
Dysfunktionaler Perfektionismus hingegen kann dazu führen, dass Führungskräfte sich von Angst getrieben fühlen, Fehler zu machen, und dadurch das Bedürfnis nach Kontrolle über das Team und die Ergebnisse überhandnehmen. In diesen Fällen kann Perfektionismus den Entscheidungsspielraum und die Anpassungsfähigkeit der Führungskräfte einschränken und dazu führen, dass sie riskante Entscheidungen vermeiden oder wichtige Handlungen aufschieben – mit dem Ergebnis, dass das Team unter einer Kultur der Anspannung, Unsicherheit und Angst vor dem Scheitern leidet.
Jetzt Kontakt aufnehmen!
Haben Sie Fragen zu Coaching, Beratung oder anderen Themen, die Ihre Führungskompetenzen stärken? Wir stehen Ihnen für Beratung und Unterstützung zur Verfügung. Kontaktieren Sie uns direkt, um mehr darüber zu erfahren, wie wir Sie und Ihr Team unterstützen können.
Der Unterschied von funktionalem und dysfunktionalem Perfektionismus in der Führung
Die Unterscheidung zwischen funktionalem und dysfunktionalem Perfektionismus ist entscheidend für die Führungskräfte. Funktionale Perfektionisten streben nach kontinuierlicher Verbesserung, sind an der Weiterentwicklung des Teams und der Organisation interessiert, und sehen Fehler als wichtige Gelegenheiten zum Lernen. Sie setzen sich ehrgeizige Ziele, behalten jedoch die Perspektive, dass nicht jedes Ziel perfekt, sondern nur gut genug sein muss. Ihr Fokus liegt auf Prozessen, auf Teamzusammenarbeit und auf einer offenen Fehlerkultur.
Im Gegensatz dazu stehen dysfunktionale Perfektionisten, die sich häufig zu sehr auf das Endergebnis konzentrieren und hohe Erwartungen an sich selbst und ihr Team stellen. Diese Haltung führt oft dazu, dass sie sich selbst oder anderen keine Fehler erlauben, was zu Stress und Unsicherheit führt. Führungskräfte mit einem dysfunktionalen Perfektionismus tendieren dazu, ihre eigene Arbeit und die ihrer Teams überkritisch zu bewerten. Sie setzen hohe Erwartungen an das Ergebnis und vermeiden oft bewusst Risiken oder schwierige Entscheidungen, um der Angst vor dem Scheitern zu entkommen.
Der Realitätscheck für Führungskräfte
Ein wesentlicher Schritt zur Überwindung dysfunktionalen Perfektionismus in der Führung ist der Realitätscheck: Welche Standards setzen Sie selbst und welche Auswirkungen haben diese auf Ihr Team? Wenn Sie z. B. eine Präsentation für das Team vorbereiten, kann der Druck, dass jedes Wort perfekt sitzt, oft übertrieben sein. Es hängt vielleicht nicht Ihre gesamte Karriere, sondern nur ein bestimmter Abschnitt ab, den Sie zu einem gewissen Grad steuern können.
Führungskräfte, die diesen Druck erkennen, können ihn relativieren und aus einer differenzierteren Perspektive betrachten. Es geht darum, zu hinterfragen:
- Woher kommen meine hohen Maßstäbe?
- Welche realen Konsequenzen habe ich eigentlich zu befürchten?
- Wie wahrscheinlich sind diese Konsequenzen?
- Welche Alternativen zum „Perfekt“ gibt es?
Indem Sie Ihre Maßstäbe hinterfragen, können Sie eine deutlich realistischere Einschätzung der Situation vornehmen und die Angst vor dem Scheitern verringern.
Bilden Sie sich und Ihr Team weiter – entdecken Sie unsere maßgeschneiderten Workshops zu Führung, Teamentwicklung und anderen relevanten Themen. Erhöhen Sie Ihre Kompetenzen und gestalten Sie den Erfolg Ihrer Organisation aktiv mit. Kontaktieren Sie uns
um mehr über die nächsten Workshop-Termine zu erfahren und wie wir Ihnen zur Seite stehen können!
Führungskräfte-Fokus: Ihr persönliches Mittelmaß
Für Führungskräfte geht es nicht darum, Perfektion zu suchen, sondern um das Finden eines realistischen Mittelmaßes zwischen Aufwand und Nutzen. Perfektionismus wird dann ungesund, wenn die Angst vor dem Scheitern überwiegt und sich negative Gedanken und Gefühle aufschaukeln. Ziel sollte es sein, ein Arbeitsumfeld zu schaffen, in dem hoher Standard, Effizienz und Qualität erreicht werden, aber nicht auf Kosten der Flexibilität oder Kreativität des Teams.
Setzen Sie sich bewusst mit dem Gedanken auseinander, dass „gut genug“ oftmals völlig ausreicht. Führungskräfte sollten Situationen erkennen, in denen der Aufwand für bestimmte Aufgaben den Nutzen übersteigt. In solchen Momenten ist es essenziell, die Einstellung zu hinterfragen und zu akzeptieren, dass Mittelmaß oft genügt. Das kann im Alltag bedeuten, dass Sie mit Ihrem Team Projekte priorisieren und auch Projekte vorantreiben, bei denen Perfektion nicht notwendig ist. Überlegen Sie sich gezielt, welche Prozesse oder Projekte gut genug sind, um abgeschlossen zu werden, ohne dass jeder einzelne Aspekt „perfekt“ sein muss.
Führungskultur: Annäherung ans Thema Fehler und Scheitern
Für Führungskräfte ist es ebenso wichtig, eine Fehlerkultur zu fördern, die dem Team erlaubt, sich sicher zu fühlen und aus Misserfolgen zu lernen. Fehler gehören zum Lernprozess und sind unvermeidlich. Dysfunktionaler Perfektionismus erschwert jedoch den Umgang mit Fehlern, weil diese als persönliche Fehlschläge angesehen werden.
Um diesem entgegenzuwirken, können Sie Initiativen wie regelmäßige Feedbackgespräche oder die Förderung einer offenen Fehlerkultur unterstützen. Zum Beispiel:
- Die Australierin Celeste Barber hat über neun Millionen Follower auf Instagram. Die sehen ihr beim Scheitern am gängigen Schönheitsideal der sozialen Medien zu.
- Der Universitätsprofessor Johannes Haushofer hat seinen „Lebenslauf des Scheiterns“ („CV of Failures“) ins Netz gestellt und damit mehr Aufmerksamkeit erregt als mit seiner wissenschaftlichen Arbeit.
- Und bei den Fuckup Nights erzählen gescheiterte Gründer*innen, Chefs und Angestellte von ihren größten Pleiten. Auf der Bühne!
Ermutigen Sie Ihr Team, mit Problemen offen umzugehen und zu lernen, wie man „besser scheitert“ – wie z. B. durch die Praxis der „Fuckup Nights“, bei denen Mitarbeiter von ihren eigenen Fehlschlägen erzählen.
Wenn Mitarbeiter und Führungskräfte lernen, ihre Fehler zu akzeptieren und aus ihnen zu lernen, wird die Angst vor dem Scheitern reduziert und das Team kann sich mit mehr Mut und Selbstvertrauen neuen Herausforderungen stellen.
Führungsperspektive: Ein bewusstes Verhalten „unperfekt“
Um als Führungskraft dysfunktionalen Perfektionismus zu überwinden, sollten Sie realistische Erwartungen an sich selbst und Ihr Team stellen. Setzen Sie auf bewusstes Handeln, bei dem Sie bewusst Situationen herbeiführen, in denen Perfektion nicht erforderlich ist. Ermutigen Sie Ihre Mitarbeiter, Verantwortung zu übernehmen und selbstständig Entscheidungen zu treffen – auch wenn diese nicht in jeder Hinsicht perfekt sind. Freuen Sie sich über die Erfolge und gehen Sie aktiv mit den Misserfolgen um, ohne diese zu dramatisieren.
Funktionale Perfektionisten in der Führung wissen, dass das Streben nach ständiger Verbesserung wichtig ist, aber dass eine Balance zwischen Perfektion und Machbarkeit der Schlüssel zum langfristigen Erfolg ist. Setzen Sie sich mit Ihrem eigenen Perfektionismus kritisch auseinander – ist Ihr Streben wirklich immer funktional? Und führt eine gewisse Entspannung nicht doch manchmal zu besseren Ergebnissen? Lernen Sie, Ihren Perfektionismus zu perfektionieren!
Möchten Sie mehr über diese Themen lesen oder Unterstützung für sich und Ihr Team erhalten? Dann abonnieren Sie unseren Newsletter und erhalten Sie weitere wichtige Impulse für eine erfolgreiche Unternehmensführung!