ein Tabuthema, das verantwortungsvoll angegangen werden muss
Alkoholsucht am Arbeitsplatz ist ein Thema, das oft lieber umgangen wird – nicht nur wegen des sozialen Stigmas, sondern auch aufgrund der rechtlichen und zwischenmenschlichen Sensibilität. Doch es kann sowohl im Interesse des Unternehmens als auch der Mitarbeitenden notwendig sein, dass Personaler klare, angemessene Schritte ergreifen. Besonders für HR-Verantwortliche stellt sich die Frage: Wie geht man professionell und empathisch mit dem Thema um, ohne die Betroffenen zu stigmatisieren oder zu isolieren?
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„Ein Gläschen in Ehren kann niemand verwehren.“ Oder doch? Alkohol ist (fast) allgegenwärtig. Zum Essen, zum Feiern, zum Runterkommen. Eigentlich kein Problem. Doch wann kippt der Genuss in die Abhängigkeit. Wann wird es zu viel?
Der allgegenwärtige Alkohol
Das Feierabendbier, der Wein zum Abendessen, Anstoßen mit Sekt oder Champagner – Alkohol gehört zu vielen Anlässen einfach dazu. Ihn zu konsumieren, ist gesellschaftlich so anerkannt, dass eher der Verzicht für Erstaunen sorgt. „Was, du trinkst gar nichts?“
Anzeichen erkennen – und was dann?
Häufig ist es eine Herausforderung für HR-Teams, Alkoholprobleme am Arbeitsplatz frühzeitig zu erkennen und darauf angemessen zu reagieren. Typische Hinweise können Leistungsschwankungen, wiederholtes Fehlen oder auffälliges Verhalten sein. Es ist wichtig, hier sensibel vorzugehen und sich bewusst zu sein, dass betroffene Mitarbeitende oft nicht in der Lage sind, die Problematik selbst anzusprechen.
Alkoholsucht ist oft das Ergebnis von längerfristigen persönlichen, psychischen oder sogar physischen Belastungen. Anstatt das Verhalten des betroffenen Mitarbeitenden vorschnell zu verurteilen, ist es hilfreich, die Problematik mit Empathie zu betrachten. Verständnis für die zugrunde liegenden Ursachen fördert nicht nur das Vertrauen der betroffenen Person, sondern signalisiert auch, dass das Unternehmen bereit ist, bei der Bewältigung dieser Herausforderung zu unterstützen.
Haben Sie einen oder mehrere Betroffene in Ihrem Unternehmen?
Fühlen sich überfordert oder sind mit Ihrem Latein am Ende? Brauchen Sie professionelle Unterstützung, um betroffenen Mitarbeitenden zu helfen? Holen Sie sich jetzt Hilfe über unser Employee Assistance Program (EAP)! Mehr Infos gibt´s hier! Jetzt Hilfe holen!</span>
Die richtige Gesprächsführung: Vertrauen schaffen statt Vorwürfe machen
Ein Gespräch über Alkoholprobleme kann für beide Seiten schwierig sein. Personaler sollten darauf achten, ein respektvolles, nicht-wertendes Umfeld zu schaffen, das Offenheit und Vertrauen fördert. Hierbei ist es entscheidend, das Gespräch auf das Wohl der betroffenen Person zu fokussieren und auf Vorwürfe zu verzichten. Die Sprache sollte mitfühlend und lösungsorientiert sein, wobei konkrete Unterstützungsmöglichkeiten aufgezeigt werden, um Betroffenen zu helfen, sich nicht allein gelassen zu fühlen.
Zuviel macht krank
„Die Dosis macht das Gift.“ Was schon der Arzt Paracelsus im Mittelalter wusste, gilt auch für den Alkohol. Der birgt akute Risiken und kann zu langfristigen Folgeschäden führen.
Akut beeinträchtigt Alkohol schon in geringen Mengen die Konzentrations- und Reaktionsfähigkeit, Wahrnehmung und Urteilskraft. Das erhöht die Unfallgefahr und hat im Straßenverkehr etwa nicht selten tödliche Folgen. Darüber hinaus kommt es infolge erhöhten Alkoholkonsums auch zu Aggression und Gewalt. So wird ein Großteil aggressiver Straftaten unter Alkoholeinfluss begangen. Nicht zuletzt kann Alkohol während der Schwangerschaft das Ungeborene schwer schädigen. Von den Folgen im beruflichen Leben ganz zu Schweigen.
Unterstützungsmöglichkeiten aufzeigen: Von innerbetrieblichen Hilfsangeboten bis zur externen Beratung
Je nach Unternehmensstruktur und -kultur gibt es verschiedene Möglichkeiten, Betroffenen Unterstützung anzubieten. Wir von stg bieten eigene Programme zur Gesundheitsförderung oder regelmäßige Coachings an, die auch suchtspezifische Themen abdecken. Wir unterstützen die betroffenen Mitarbeitenden durch Kooperationen mit unseren Beratungsstellen und bieten flexible Modelle zur Teilnahme an Suchttherapien und -programmen. Unser umfassendes Hilfsangebot zeigt Ihren Angestellten, dass Ihr Unternehmen eine langfristige Zusammenarbeit schätzt und bereit ist, in die Genesung und das Wohl seiner Mitarbeitenden zu investieren.
Warum externe Hilfe sinnvoll ist
Unsere professionelle Berater bringen nicht nur Fachwissen im Umgang mit Alkoholproblemen mit, sondern auch die nötige Distanz, um Situationen objektiv zu bewerten. Zudem bietet unsere externe Beratung eine vertrauliche Umgebung</span>, in der sich die von Alkoholsucht Betroffenen eher öffnen können. Diese Option reduziert den Stress für alle Beteiligten und stellt sicher, dass die Unterstützung sachlich und zielgerichtet abläuft.
Welche Folgen bringt Alkoholsucht am Arbeitsplatz mit sich?
Körperliche Folgen
Da der Alkohol über das Blut im ganzen Körper verteilt wird, kommt es infolge eines chronisch erhöhten Alkoholkonsums zu Zellschädigungen: Leber, Bauchspeicheldrüse, Herz sowie des zentrales und peripheres Nervensystem und Muskulatur. Daneben steigt auch das Krebsrisiko.
Psychische Folgen durch Alkoholsucht am Arbeitsplatz
Diese reichen von häufigen Stimmungsschwankungen, Angstzuständen und Depression bis hin zu erhöhtem Suizidrisiko.
Soziale Folgen am Arbeitsplatz
Ein chronisch erhöhter Alkoholkonsum verändert häufig auch das soziale Umfeld. Es entstehen Konflikte, Ehen oder Beziehungen zerbrechen und/oder der Arbeitsplatz geht verloren.
Möchten Sie sich mehr über Unterstützungsmöglichkeiten am Arbeitsplatz informieren?
Zu viel ist weniger als gedacht, besonders bei Alkoholsucht am Arbeitsplatz
Wir wissen, dass zu viel Alkohol schadet – und das in vielerlei Hinsicht. Aber was ist eigentlich zu viel? Weniger als viele denken, denn die Empfehlung für Frauen lautet max. 12 Gramm Alkohol pro Tag. Bei Männern sind es 24 Gramm. Das entspricht ungefähr einer Halben Bier.
Mit Hilfe sogenannter Standardgläser lässt sich der Alkoholgehalt verschiedener Getränke schätzen. Ein Standardglas enthält immer zwischen 10 und 12 Gramm reinen Alkohol. Wenn Sie sich die Standardgläser für die verschiedenen alkoholischen Getränke merken, können Sie relativ gut beurteilen, wie viel Alkohol Sie zu sich genommen haben.
Die Frage der Abhängigkeit
Alkohol kann psychisch und körperlich abhängig machen. Dass er quasi unbeschränkt verfügbar ist, verstärkt dieses Risiko noch. Eine Alkoholabhängigkeit entwickelt sich nicht über Nacht. Zusammenkommen müssen vielmehr ein langzeitig erhöhter Alkoholkonsum und die individuelle Veranlagung (Disposition).
Die Diagnose „Alkoholabhängigkeit“ wird in der Regel dann gestellt, wenn im letzten Jahr mindestens drei der folgenden sechs Kriterien zutreffen:
- Starker Wunsch oder Zwang, Alkohol zu konsumieren am Arbeitsplatz.
- Verminderte Kontrollfähigkeit bezüglich Beginns, Ende und Menge des Konsums
- Auftreten eines körperlichen Entzugssyndroms.
- Toleranz – das bedeutet, die Wirkung tritt erst mit immer höheren Dosen ein
- Alkoholkonsum tritt immer mehr in den Mittelpunkt; andere Interessen werden vernachlässigt
- Anhaltender Alkoholkonsum trotz körperlicher, sozialer und/oder psychischer Folgeschäden
Seit 1968 gilt Alkoholismus als Krankheit.
Wann ist es zu viel im Kontext von Alkoholsucht am Arbeitsplatz?
Die Grenze zwischen Genuss, Konsum, Missbrauch, Gewöhnung und Abhängigkeit verläuft fließend. Das ist die große Gefahr, denn es gibt keinen eindeutigen Punkt, an dem es kippt. Oft merken die Betroffenen das Problem erst, wenn das Trinken schon unverzichtbar geworden ist. Dann wird es schwer gegenzusteuern.
Deshalb ist es wichtig, wachsam zu bleiben. Treten Sie einen Schritt zurück und fragen Sie sich immer wieder: „Was mache ich da eigentlich?“ Diese Ehrlichkeit fällt mitunter schwer, aber sie kann Sie vor den drastischen Konsequenzen einer Suchterkrankung bewahren.
Bei Verdacht auf Alkoholabhäbgigkeit bei Ihren Mitarbeitenden erkundigen Sie sich nach unserem Employee Assistance Program (EAP). Erfahren Sie, wie unser EAP Ihrem Unternehmen zugutekommen kann! Klicken Sie hier!
Interview: Was Sie als Arbeitgeber tun können
„Wie der Umgang mit Alkohol gehandhabt wird, ist Sache der Unternehmen.“
5 Prozent der deutschen Erwerbstätigen sind alkoholabhängig, bei Führungskräften ist die Rate sogar doppelt so hoch. Was kann der Arbeitgeber tun? Wie spricht man das sensible Thema an? Peter Raiser von der Deutschen Hauptstelle für Suchtfragen gibt Auskunft dazu. Hier geht es zum Interview.
Einfühlsame Begleitung: Den Rückweg in den Arbeitsalltag erleichtern
Für Mitarbeitende, die sich bereits in Therapie oder auf dem Weg der Besserung befinden, ist eine unterstützende Begleitung während der Rückkehr an den Arbeitsplatz entscheidend. Bei uns können HR-Verantwortliche in Zusammenarbeit mit den Betroffenen einen individuellen Wiedereingliederungsplan entwickeln, der gegebenenfalls auch flexible Arbeitszeiten oder ein schrittweises Arbeitsmodell beinhaltet. Solche Maßnahmen helfen, den Wiedereinstieg zu erleichtern und schaffen die Basis für eine nachhaltige Stabilisierung.
Um das Thema Alkohol langfristig aus der Tabuzone zu holen, ist eine Kultur der Achtsamkeit und Prävention unerlässlich. Präventive Angebote wie Sensibilisierungsworkshops oder regelmäßige Gesundheitschecks fördern das Bewusstsein für persönliche und kollegiale Verantwortung. Indem Personaler eine transparente, unterstützende Unternehmenskultur stärken, schaffen sie ein Umfeld, in dem Mitarbeitende sich nicht scheuen, frühzeitig Hilfe zu suchen, und somit präventiv das Risiko für Suchtverhalten mindern.
Mit einem empathischen Ansatz, gezielter Unterstützung und klarem Engagement für die Betroffenen kann das Thema Alkohol am Arbeitsplatz professionell und menschlich zugleich bewältigt werden. Wir von stg stehen an Ihrer Seite!
Quellen:
Artikelbild: Unsplash.com – diamondrehab-thailand-Fd78aq97KFE-unsplash