Haben Sie sich heute schon gefreut? Über sich sich selbst, über etwas, das Sie erlebt haben, über die Natur oder andere Menschen? Das ist schön für Sie, wenn es so ist. Denn Freude ist eine unserer stärksten emotionalen Triebfedern – Ansporn und Belohnung zugleich. Im Folgenden unternehmen wir eine kleine Reise in die Freude. Kommen Sie mit!
Vom Wesen der Freude
Wenn wir uns freuen, geht uns das Herz über. Oder es hüpft. Wir springen vor Freude an die Decke, sind ganz aus dem Häuschen, fallen unserem Gegenüber um den Hals. Wir sind verrückt vor Freude, strahlen oder weinen. Wenn wir uns freuen, sind wir einverstanden mit uns, mit unserer Umwelt und dem Leben überhaupt. Wir fühlen uns beschwingt, sind voller Selbstvertrauen und haben Ideen, die wir umsetzen wollen. Am liebsten sofort. Allein oder gemeinsam mit anderen. Freude gibt Kraft und Sinnhaftigkeit im Leben.
In Momenten der Freude treten Probleme, Hindernisse oder Belastendes zur Seite. Sie sind gerade nicht so wichtig. Freude macht Schweres leichter.
Freude ist offen, weit und klar. Wir lassen los, lassen und fallen – und sie trägt.
Freude ist eines der schönsten Geschenke, die uns das Gefühlsleben macht.
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Wann empfinden wir Freude?
Freude entsteht, wenn wir angenehm überrascht, wenn unsere Erwartungen übertroffen werden, aber auch, wenn wir bekommen, was wir möchten, uns gewünscht oder hart dafür gearbeitet haben. Schenken und beschenkt werden macht auch Freude.
Freudige Erleichterung – auch das ist ein sehr starkes Gefühl – tritt auf, wenn Befürchtetes nicht eintritt. Oder etwas einfacher ist als gedacht.
Das Ganzheitsgefühl in der Freude wird wach, wenn wir unsere Fähigkeiten ausschöpfen und vollkommen in einer Sache aufgehen. Der Psychologe mit dem unaussprechlichen Namen Csikszentmihalyi nennt diesen Zustand der Selbstvergessenheit „Flow“. Freude macht das Spüren der eigenen Kompetenz und Wirksamkeit, das Antesten der Grenzen ohne bestimmtes Ziel.
Wir freuen uns, wenn wir Akzeptanz oder Respekt bekommen, Liebe oder Zuneigung, wenn wir Nähe und Verbundenheit spüren. Freude entsteht am Erleben von Wachsen und Werden, von Gemeinschaft und Zusammensein. Wir freuen uns, wenn wir in Kontakt sind – mit uns, mit anderen Menschen, mit Tieren oder der Natur. Freude ist wie eine Brücke, die weitet und verbindet.
Was sind Variationen der Freude?
Vorfreude … ist die schönste Freude, heißt es. Sie ist zukunftsgerichtet, verbunden mit Hoffnung und Erwartung. Die Vorfreude, zum Beispiel auf einen langersehnten Urlaub, ist manchmal länger als der Urlaub selbst. Das kann schwere Zeiten leichter machen.
Mitfreude … spüren wir, wenn wir uns mit oder für einen anderen Menschen freuen. Möglich macht das die Empathie, unsere Fähigkeit also, uns in andere Menschen hineinzuversetzen und ihre Gefühle nachzuempfinden. Aufrichtige Mitfreude wirkt doppelt: Sie stimmt uns selbst positiv und stärkt die Beziehung zum Gegenüber.
Dankbarkeit… ist mehr als ein „Dankeschön“ für einen Gefallen. Dankbar zu sein, ist eine Haltung. Ein Lebensgefühl. Dahinter steckt zutiefst empfundene Wertschätzung und tiefe Anerkennung für etwas, das wir bekommen. Auch und gerade ohne unser Zutun. „Dankbarkeit ist das Gedächtnis des Herzens.“ (Jean-Baptiste Massillon)
Schadenfreude … hat eine ganz andere Natur. Es ist „Freude“, die trennt, weil sie sich am Missgeschick oder Unglück anderer labt. Manchmal tut sie das heimlich, manchmal ganz offen und dann in Form von Häme, Spott, Ironie oder Sarkasmus. Übrigens: Den Begriff „Schadenfreude“ gibt es als Lehnwort* im Englischen, Französischen, Italienischen, Spanischen, Portugiesischen und Polnischen.
Warum ist Freude ansteckend?
„Geteilte Freude ist doppelte Freude“, heißt es – und das stimmt in zweierlei Hinsicht. Freude will nach außen. Sie zeigt sich im Gesicht, in der Haltung, in den Worten. Freude strebt hinaus in die Welt. Auf der anderen Seite sind wir auch empfänglich für die Signale der Freude. Dass wir Freude aufnehmen und selbst spüren können, liegt an unserem Gehirn.
1992 beschrieb der italienische Forscher erstmals die sog. Spiegelneuronen bei Makaken, einer Affenart aus Asien. Nervenzellen in einem bestimmten Hirnareal (F5c) waren nicht nur aktiv, wenn die Affen nach einer Nuss griffen. Sie feuerten auch, wenn die Affen beobachteten, wie ein Forscher nach der Nuss griff. 2010 wurden die Spiegelneuronen beim Menschen nachgewiesen (Mukamel & Fried). Heute geht die Wissenschaft davon aus, dass die Spiegelneuronen nicht nur das Nachahmen von Verhalten (Modell-Lernen!), sondern auch unsere Empathie ermöglichen. Beides allerdings gelingt nur, wenn Verhalten und Gefühle bekannt sind.
Freude gehört zu den sieben Basisemotionen, die kulturunabhängig erkannt werden: Freude, Wut, Ekel, Furcht, Verachtung, Traurigkeit und Überraschung. Menschen können diese Gefühle also weltweit entschlüsseln, unabhängig davon wo sie erzogen und sozialisiert wurden (Ekman, 1994, 1999)**.
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Übungen
Es gibt viele Möglichkeiten, Freude zu „üben“, d.h. sie ganz gezielt in unser Leben einzuladen. Je öfter Sie das tun, desto selbstverständlicher wird es. Dabei kommt es mehr auf die Regelmäßigkeit an als auf die Dauer. Sie werden sehen: Mit der Zeit gelingt es Ihnen dann immer leichter, die Freude zu „holen“ – auch und gerade in schweren Momenten.
Übrigens: Die folgenden Übungen stammen von Kolleginnen und Kollegen aus dem stg-Team.
Die Freude spüren
- Nehmen Sie sich etwas Zeit. Wenn Sie möchten, stellen Sie den Handytimer auf 3 Minuten.
- Suchen Sie sich eine ruhige Umgebung. Setzen oder stellen Sie sich bequem hin.
- Nehmen Sie ein paar tiefe Atemzüge – langsam und bewusst.
- Dann erinnern sie sich an etwas, das Ihnen tiefe innere Freude bereitet hat.
- Gehen Sie möglichst konkret hinein in die Situation. Wo war sie und wann? Wie war das Außenherum? Erinnern Sie sich an Töne oder Farben oder an die Temperatur? Je mehr Sinne Sie einbeziehen, desto intensiver die Erinnerung.
- Richten Sie dann Ihre Aufmerksamkeit auf Ihren Körper.
- Lassen das Gefühl der Freude aus Ihrem Bauch zum Brustkorb aufsteigen und nehmen Sie es wahr, ohne es zu bewerten.
- Wie fühlt es sich an, was passiert im Körper? Spüren Sie Weite, Kribbeln, Wärme …?
- Geben Sie sich etwas Zeit und bleiben Sie so gut es geht bei den Körperempfindungen und entdecken Sie, wie sie sich verändern. Was macht die Freude in Ihrem Körper? Fühlen Sie sich anders als vor der Übung?
Je öfter Sie diese Übung machen, desto leichter gelingt es nach und nach, die Freude „herzuholen“, auch in schwierigen Momenten. Damit nehmen Sie das Steuer in die Hand und schaffen sich immer wieder kleine „Inseln der Freude“. Die sind unendlich kostbar.
Dankbarkeit
Die Freude über die kleinen Dinge des Lebens führt nachweislich zu mehr Glück. Wer einer dankbaren Haltung in seinem Leben Raum schenkt, gibt sich Zeit zum Innehalten, zur geistigen Rast und Besinnung. Dankbarkeit ist dann wie Durchatmen: Wir blicken auf unser Leben und erkennen seinen Reichtum. Wofür sind Sie dankbar?
- Suchen Sie sich ein ruhiges Plätzchen und stellen Sie den Handytimer auf 5 Minuten. Das ist kein Wettbewerb, aber die begrenzte Zeit fördert die Konzentration und macht die Übung intensiver.
- Nehmen Sie sich ein leeres Blatt Papier – oder eine Seite aus Ihrem Tagebuch, wenn Sie eines haben.
- Dann schreiben Sie – nummeriert – 25 Dinge auf, für die Sie in Ihrem Leben dankbar sind. Nicht lange überlegen, einfach aufschreiben, was Ihnen in den Sinn kommt. Kleine und große Dinge.
- Wenn Sie in den 5 Minuten nicht alle 25 schaffen – egal. Sollten es mehr sein, dann umso besser.
Tief empfundene Dankbarkeit bestärkt und beruhigt. Auch hier gilt: Je häufiger wir sie bewusst in unser Leben einladen, desto präsenter ist sie.
Mit Freude in den Schlaf
Zum Schluss noch eine Anregung für ein kleines Gute Nacht-Ritual. Fragen Sie sich vor dem Einschlafen – vielleicht nachdem Sie schon das Licht ausgemacht haben: „Worüber habe ich mich heute gefreut?“ Ein Erlebnis nur, ein kleines oder großes. Denken Sie daran … und dann schließen Sie Ihre Augen und schlafen ein.
Übrigens
Wie Sie die Freude noch weiter spüren, einladen und teilen können, lesen Sie in unserem stg-Impuls. Das sind Expertentipps aus unserer Beratungspraxis, die wir unseren Kundenunternehmen und deren Mitarbeitenden alle zwei Wochen in gelayouteter Form zur Verfügung stellen.
Möchten Sie mehr darüber erfahren? Dann wenden Sie sich bitte an Martin Reinhardt.
Fotos: Andre Furtado (Pexels)
Quelle: https://karrierebibel.de/dankbarkeit/#Was-ist-Dankbarkeit
* Ein Lehnwort wird von einer in ein andere Sprache übertragen, wenn es dort kein eigenes Wort gibt.
** Wie Gefühle im sozialen Kontakt ausgedrückt werden, unterscheidet sich von Kultur zu Kultzr. Das hängt damit zusammen, dass Gefühle in bestimmten Situationen erwünscht oder unerwünscht sind.