Innere Stärke: So unterstützen Sie Ihr seelisches Immunsystem

Ukraine und Corona sind es im Außen, persönliche Themen sind es im Nahen. Die aktuelle Situation belastet uns vielfach. Deshalb ist das „seelische Immunsystem“, die sogenannte Resilienz, im Moment besonders wichtig. In diesem Beitrag erfahren Sie, was uns innerlich stark macht und wie Sie diese Widerstandskraft gezielt unterstützen können.

Innere Stärke Widerstandskraft

Vom Wert des sich Wehrens

Die Nachrichten und Bilder aus der Ukraine, sind verstörend und schockierend. Das Leid und die Verzweiflung sind unermesslich. Wir sehen Zerstörung und Vernichtung. Aber: Wir sehen auch ein Volk, das sich dem Gegner entgegen stellt. Ein Volk, das sich wehrt. Ein Volk, das in seiner Schwäche unendlich stark ist.

Diese Widerstandskraft verdient größten Respekt. Sie fordert uns auf, standhaft zu bleiben, uns nicht der Verzweiflung hinzugeben.


Falls Sie sich im beruflichen Umfeld belastet fühlen, oder privat vor Herausforderungen stehen, die sich auch auf Ihren Beruf auswirken, können Sie über Ihren Arbeitgeber Unterstützung von externen Experten erhalten. Die läuft über ein so genanntes EAP – die externe Mitarbeiterberatung. Sprechen Sie Ihre Personalabteilung oder Ihren Betriebsrat darauf an. Hier gibt es mehr Informationen dazu: EAP erklärt


Das Immunsystem der Seele

Der Begriff Resilienz kommt ursprünglich aus der Physik. In der Werkstoffkunde bezeichnet er die Fähigkeit eines Werkstoffs, sich erst verformen zu lassen, um dann in die ursprüngliche Form zurückzufinden.

Im übertragenen Sinne steht Resilienz auch für die psychische Widerstandskraft.

Resilienz bezeichnet die Fähigkeit eines Menschen, sich trotz widriger Umstände, trotz Niederlagen, Kümmernissen und Krankheiten, immer wieder zu fangen und neu aufzurichten. Resilienz ist so etwas wie das „Immunsystem der Seele“.

Resilienz Definition


Die sieben Resilienzschlüssel

Welche Strategien und Eigenschaften sind das? Die Resilienzforschung kennt sieben Resilienzschlüssel:

  • Akzeptanz
  • Zuversicht
  • Selbstwirksamkeit
  • Eigenverantwortung
  • Netzwerkorientierung
  • Lösungsorientierung
  • Zukunftsorientierung

Akzeptanz

… ist die Fähigkeit, vergangene und aktuelle Erfahrungen anzunehmen und sich mit Unabänderlichem abzufinden.

Dies gelingt, wenn Erfahrungen, Entscheidungen und Handlungen aus der Vergangenheit als wichtige und hilfreiche Elemente für die eigene Persönlichkeitsentwicklung anerkannt werden. Wenn wir Vergangenes und Unveränderbares akzeptieren können, ist das Leben im Fluss – wir fühlen uns im Einklang.

Was Akzeptanz nie ist: den Kopf in den Sand stecken und resignieren. Die Kunst liegt darin zu erkennen, wann, wie und wie lange es sinnvoll ist, zu kämpfen. Akzeptanz unterstützt uns dabei, auf der Grundlage dessen, was ist, die wichtigen Dinge anzugehen.

Zuversicht

… ist die Fähigkeit, den positiven Erfahrungen im Leben mehr Raum zu geben als den negativen Erfahrungen und die eigenen Emotionen zu kontrollieren. So lässt sich die Reaktion auf einen Auslöser bewusst steuern.

Mit Optimismus ist nicht gemeint, mit einer rosa Brille durchs Leben zu gehen. Optimismus ist eine positive Lebenseinstellung beziehungsweise Grundhaltung. Optimistische Menschen richten ihren Fokus auf das, was gut läuft. In schwierigen Situationen vertrauen sie darauf, dass es wieder besser wird.

Selbstwirksamkeit

… ist das Vertrauen in die eigenen Kompetenzen, die Kenntnis der eigenen Bedürfnisse und die Fähigkeit, danach zu handeln.

Selbstwirksame Menschen halten sich für fähig, Neues erfolgreich zu lernen, Einfluss zu nehmen und damit Herausforderungen erfolgreich zu bewältigen. Menschen mit hoher Selbstwirksamkeit sind davon überzeugt, dass sie ihre Erfolge selbst machen und diese wiederholbar sind.

Eigenverantwortung

… ist die Fähigkeit, Verantwortung für eigene Entscheidungen zu übernehmen und die Konsequenzen zu tragen, anstatt einen Schuldigen zu suchen. Das betrifft auch die Verantwortung für das eigene Wohlergehen: Wer eigenverantwortlich handelt, sorgt für sich.

Wer Verantwortung für das eigene Denken übernimmt, weiß, Denken ist ein Prozess. In diesem Prozess „bauen“ wir unsere subjektive Wirklichkeit. Daraus resultiert die Verantwortung für das eigene Handeln. Wer sich zugrunde liegender Denkprozesse bewusst ist, kann sich aus Denkmustern lösen. Situationen können leichter aus neuen Blickwinkeln betrachtet und Entscheidungen besser eingeschätzt werden. Wer weiß, dass die eigene Wahrnehmung nur eine von vielen möglichen ist, der/die braucht keine “Schuldigen”, sondern kann sich auf die Lösungsfindung konzentrieren.

Netzwerkorientierung

… ist die Fähigkeit, stärkende Beziehungen aufzubauen und zu halten. Gute Beziehungen sind eine der wertvollsten Ressourcen für innere Widerstandskraft. Ein stabiles soziales Umfeld zu haben, Kontakte zu pflegen und sich bei Herausforderungen Unterstützung zu holen, sind wichtig, um in kritischen Situationen darauf zurückgreifen zu können.

Zu Aufbau und Pflege eines unterstützenden Netzwerks gehört eine Haltung des wohlwollenden Gebens und Nehmens. Manche Beziehungen sind sehr nahe, in anderen fühlt sich mehr Distanz richtig an. In einem gut funktionierenden Netzwerk finden Sie verschiedene Arten von Beziehungen und wissen, was Sie von der jeweiligen Beziehung erwarten können.

Lösungsorientierung

… ist die Kenntnis der eigenen Werte und die Fähigkeit, sich bei der Auswahl passender Lösungen daran zu orientieren und den Fokus auf das zu richten, was wirksam ist.

Lösungsorientiertes Denken und Handeln richtet sich auf gut funktionierende Strategien, anstatt die Ursachen von Problemen zu suchen. Menschen mit Lösungsorientierung suchen Chancen wie Alternativen und probieren immer wieder neue Dinge aus, wenn etwas nicht klappt.

Im zwischenmenschlichen Bereich heißt lösungsorientiertes Verhalten: sich nicht auf die negativen Emotionen und Beschwerden des Gegenübers fokussieren, sondern Verständnis signalisieren und dann nach einer Klärung suchen. Wenn kein Konsens hergestellt werden kann oder das Gegenüber blockiert, bedeutet lösungsorientiertes Verhalten auch, für sich einen Ausweg aus der Situation zu suchen.

Zukunftsorientierung

… ist die Fähigkeit, kurzfristige Impulse zugunsten längerfristiger Ziele zu kontrollieren und eine klare Vorstellung von der eigenen Zukunft zu haben.

Um Ziele zu erreichen, braucht es viel Power – genauer gesagt zwei Arten von Power: Will-Power und Way-Power. Die Will-Power ist der starke Antrieb und Wunsch, ein bestimmtes Ziel zu erreichen. Way-Power hilft dann, die Planung umzusetzen.

Um diese Power auch bei Rückschlägen beizubehalten, sind Prioritäten wichtig. Setzen Sie sich bewusst Ziele und überprüfen Sie immer wieder, ob sich Ihre Prioritäten geändert haben.


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Praxisteil zur Widerstandskraft

Für innere Widerstandskraft gibt‘s kein Patentrezept. In fast jeder Krise kann es helfen, Handlungsmöglichkeiten auszuloten, statt sich in Katastrophenszenarien zu verlieren. Hilfreich ist auch die Überzeugung, dass man sein Leben selbst in der Hand hat und es aktiv gestalten kann.

Resilienz lässt sich auf- und ausbauen. Hier ein paar Anregungen aus unserer Beratungspraxis.

Übung: Persönliche Flaschenpost

Eine bewusst andere Perspektive einzunehmen, verändert nicht nur den Blick auf die Dinge und sorgt für Distanz zum Geschehen. Auch die Emotionen wandeln sich.

So geht’s

Schritt 1:

  • Nehmen Sie sich etwas Zeit, Stift und Papier oder setzen Sie sich vor Ihren Rechner.
  • Schreiben Sie auf, was Ihnen gerade durch den Kopf geht und wie Sie sich fühlen. Geben Sie Ihren Gedanken Namen. Fassen Sie Ihre Angst, Hilflosigkeit oder Ihre Wut in Worte. Rechtschreibung und Satzzeichen sind unwichtig.
  • Versuchen Sie, beim Schreiben so offen und ehrlich wie möglich zu sein. Dieses sogenannte expressive Schreiben ist eine gute Möglichkeit, sich alle Belastungen „von der Seele zu schreiben“.
  • Auf einer Skala von 1 bis 10: Wie hoch schätzen Sie Ihren aktuellen Stresspegel ein?

Schritt 2:

  • Stellen Sie sich nun im zweiten Schritt vor, jemand würde Ihnen antworten. Dieser Jemand sollte ein/e richtige/r Alltagsoptimist*in sein! Also eine reale oder imaginierte Person, die das Glas immer als „halbvoll“ bezeichnet.
  • Der/die Alltagsoptimist*in kann eine bekannte Person (z.B. Oma), eine historische Figur (z.B. Mahatma Ghandi) oder ein fiktiver Charakter sein.
  • Wichtig ist nur, dass Sie sich gut in die zuversichtliche und wohlwollende Art dieser Person hineinversetzen können. Nehmen Sie sich etwas Zeit zu überlegen, wer Ihr Alltagsoptimist*in sein könnte!
  • Schreiben Sie nun einen Brief an sich selbst aus der optimistischen Sicht. Versuchen Sie, Ihren Worten einen wohlwollenden, fürsorglichen Ton zu geben.
    • Was würde der/die Alltagsoptimist*in zu Ihrer Situation sagen?
    • Welche positiven Aspekte könnte sie/er der Situation abgewinnen?
    • Wie würde sie/er Ihnen Zuversicht schenken oder Sie aufmuntern?
    • Wie würde sie/er Ihnen vermitteln, dass Niederlagen und Rückschläge vorübergehen?
  • Wenn der Brief fertig ist, lesen Sie ihn noch einmal in Ruhe durch und lassen Sie die Worte auf sich wirken.
  • Auf einer Skala von 1 bis 10: Wie hoch schätzen Sie Ihren aktuellen Stresspegel jetzt ein?

Mit etwas Übung fällt es Ihnen immer leichter, die wohlwollende Haltung des Alltagsoptimisten einzunehmen. Diese Fähigkeit zum Perspektivwechsel ist eine wichtige Resilienz-Kompetenz.


Übrigens

Mehr über innere Widerstandskraft lesen Sie in unserem stg-Impuls. Das sind Expertentipps aus unserer Beratungspraxis, die wir unseren Kundenunternehmen und deren Mitarbeitenden regelmäßig in gelayouteter Form zur Verfügung stellen.

Möchten Sie mehr darüber erfahren? Dann wenden Sie sich bitte an Martin Reinhardt.


Quelle: https://www.resilienz.aufkursbleiben.uni-mainz.de

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